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LYDIA LOVELESS

Who Is Lydia Loveless?

Wer ist eigentlich Lydia Loveless? Diese Frage werden sich hierzulande wohl einige Leute stellen, die zufällig über diese DVD stolpern, unter anderem weil Bloodshot aus Chicago, wo Loveless seit 2011 unter Vertrag ist, die Promo in Deutschland eingestellt hat.

Über ihr Album „Somewhere Else“ von 2014 hatte ich eigentlich nur Gutes zu sagen, denn Loveless’ Unverbrauchtheit und die teils punkige Attitüde machte sie zu einer der vielversprechendsten Newcomer im Alternative-Country-Bereich, gesanglich positioniert in einer Schnittmenge aus Neko Case, Loretta Lynn und Stevie Nicks.

2016 erschien ihr letztes Album „Real“ (Ende 2017 gab es noch die Compilation „Boy Crazy And Single(s)“), bei dem sich die Stevie Nicks-Assoziationen auch leider musikalisch niederschlugen.

Man hatte teilweise das Gefühl, Loveless wolle jetzt Taylor Swift ernsthafte Konkurrenz machen. Um die Entstehung von „Real“ geht es auch in Gorman Bechards Film, der zuvor Dokus über REPLACEMENTS, ARCHERS OF LOAF und Grant Hart gedreht hatte, also durchaus sein Handwerk versteht, ohne in visueller Hinsicht besonders visionär zu sein.

„Who Is Lydia Loveless?“ entpuppt sich allerdings mit zwei Stunden als überlange Angelegenheit, was eigentlich nur dadurch gerechtfertigt ist, dass sehr viel Live-Material zu sehen ist, neben Szenen aus dem Studio und einer Vorstellung aller Musiker mit den wichtigsten biografischen Daten.

Loveless präsentiert sich dabei als sympathisch eigenwillige und unangepasste Künstlerin und zeigt gerade live die Qualitäten, die „Somewhere Else“ ausmachten. Angesichts ihres extrem weichgespülten Pop-Albums „Real“ stellt sich aber die Frage, warum man sich für diese, sehr nach Werbeveranstaltung riechende Doku eigentlich überhaupt interessieren sollte.