COLORS - FARBEN DER GEWALT

Schaut man sich die auf der aktuellen Mediabook-Veröffentlichung von „Colors“ enthaltenen Interviews mit Drehbuchautor Michael Schiffer und Berater Dennis Fanning (ein Ex-LAPD-Cop) an, entsteht der Eindruck, dass Dennis Hoppers ambitionierte vierte Regiearbeit ein extrem realistisches Bild der Gang-Kriminalität im Los Angeles der Achtziger Jahre vermitteln müsste, das über reine Unterhaltung hinausgeht.

Das zeigt sich auch vor allem bei den Szenen, in denen die zahlenmäßig unterlegenen Cops auf den Straßen von LA mit Gangmitgliedern konfrontiert werden, und die einen ungeschönten Realismus aufweisen, fast wie bei einer echten Dokumentation.

Möglicherweise auch deswegen, weil der Kameramann Haskell Wexler während seiner Karriere auch regelmäßig Dokumentationen drehte. Sean Penn und Robert Duvall spielen in „Colors“ das ungleiche Polizisten-Gespann Danny „Pac-Man“ McGavin und Bob Hodges.

Während der deutlich geerdetere Hodges kurz vor der Pensionierung steht und alles etwas lockerer angeht, ist sein Partner McGavin ein aufbrausender, ehrgeiziger Jungspund, der die Welt verändern will, was zu heftigen Auseinandersetzungen über den Sinn und Zweck ihrer Profession führt.

„Colors“ ist also vor allem ein typischer Buddy-Film, bei dem Hopper gewisse stereotype Plot-Elemente nicht vermeiden kann, aber letztendlich ein sehr eindringliches und ambivalentes Bild vom alltäglichen und oft aussichtslosen Kampf der LAPD-Cops gegen Drogen und Gewalt zeichnet.

Insofern besitzt Hoppers wenig hoffnungsvoller Film, der jetzt auch das erste Mal im um zehn Minuten längeren Director’s Cut auf Blu-ray erschien, immer noch eine sehenswerte Authentizität, die ihn von konventionelleren Polizei-Thrillern deutlich abhebt.

Was leider durch die sehr plumpe deutsche Synchronisation oft geschmälert wird.