SPIEGELBILDER

Wie auch der fünf Jahre später entstandene „Drei Frauen“ gehört „Spiegelbilder“ (Originaltitel „Images“, als eigentlich „Abbilder“) zu den hierzulande unbekannteren Arbeiten des 2006 verstorbenen, profilierten Regisseurs Robert Altman, einem Vertreter des New Hollywood in den Siebzigern.

In beiden Filmen geht es in gewisser Weise um Schizophrenie beziehungsweise generell Persönlichkeitsstörungen und ihre psychoanalytische Deutung. Gleichzeitig weisen beide auch leichte Horrorfilm-Elemente auf.

Ähnlich wie in Roman Polanskis „Ekel“ von 1965 geht es in „Spiegelbilder“ um eine Frau, die Traumata sexueller Art aus der Vergangenheit noch mal durchlebt, was sich in Halluzinationen und schließlich aggressivem Verhalten äußert.

In „Spiegelbilder“ spielt Susannah York die Kinderbuchautorin Cathryn, die in einem abgelegenen Landhaus in Irland endlich die Ruhe für ein neues Buch zu finden hofft. Tatsächlich hatte York wirklich ein Kinderbuch geschrieben, aus dem im Film einige Auszüge zu hören sind.

Die erhoffte Ruhe wird aber dadurch zerstört, dass Cathryn seltsame Erscheinungen quälen, in Gestalt von zwei verflossenen Liebhabern (einer ist bereits tot). Dieses surreale Horrorszenario lässt zusehends die Grenze zwischen Traum und Realität verschwimmen und Cathryn driftet in den Wahnsinn ab.

Dabei verliert auch der Zuschauer schon mal den Überblick. Auch wenn „Spiegelbilder“ in emotionaler Hinsicht etwas unterkühlt wirkt und auch nicht gerade klassisches Spannungskino liefert, gelang Altman damit ein faszinierender Blick in die Abgründe der menschlichen Seele, ähnlich wie Nicolas Roeg mit „Don’t Look Now“ oder Ingmar Bergman mit „Persona“.

Die Musik von John Williams und Percussionist Stomu Yamashta verstärkt noch die suggestive Kraft dieses komplexen, von Kameramann Vilmos Zsigmond kunstvoll fotografierten Anti-Genre-Films.