TOP OF THE LAKE: CHINA GIRL

Die neuseeländische Regisseurin Jane Campion sollte einem noch wegen ihres poetischen Meisterwerks „Das Piano“ von 1993 in bester Erinnerung sein. Ähnlich eigenwillig war auch die von ihr konzipierte erste, in Neuseeland spielende Staffel von „Top Of The Lake“, die man durchaus in die Schublade „Mystery/Crime/Thriller“ stecken konnte, aber deren feministischer und lebensnaher Blick auf die harten Schicksale einiger Frauen für ein männliches Genre-Publikum weniger geeignet schien – zumal Männer hier in der Regel ziemlich schlecht wegkommen.

Die Aufklärung des dabei im Mittelpunkt stehenden verstörenden Kriminalfalls wird dadurch fast zur Nebensache. Elisabeth Moss spielt in der Serie Robin Griffin, eine Spezialistin für Kindesmissbrauch der Polizei in Sydney, die in der alten Heimat ihre todkranke Mutter besucht.

Dabei wird sie mit einem Pädophilenring und den Machenschaften des örtlichen Drogenbarons konfrontiert. Gleichzeitig geht es auch um frühere unverarbeitete Traumata, denn man hatte Griffin mit 15 Jahren vergewaltigt, sie wurde schwanger und musste die Tochter zur Adoption freigeben ...

In „Top Of The Lake: China Girl“ arbeitet Griffin, die ihre inneren Dämonen und Schuldgefühle nach wie vor nicht in den Griff kriegt, wieder für die Polizei in Sydney, wo sie im Fall von thailändischen Prostituierten ermittelt, die illegal als Leihmütter vermittelt werden.

Mehr noch als die erste Staffel kreist „China Girl“ um Themen wie Mutterschaft und „Rape Culture“, wodurch sich das Ganze erzählerisch wohltuend vom sonstigen stereotypen Serien-Allerlei abhebt.

Wer um die Filme von Scientology-Posterboy Tom Cruise einen großen Bogen macht, muss das leider auch bei Moss tun, denn die begnadete amerikanische Darstellerin gehört ebenfalls dieser vermeintlichen Religionsgemeinschaft an.