Foto

BUFFALO TOM

Quiet And Peace

Dass ich BUFFALO TOM bis heute zusammen mit MOVING TARGETS (ebenfalls aus Boston – was macht eigentlich Ken Chambers?) in die Reihe der HÜSKER DÜ-Epigonen stelle, hat simple Gründe: Als ihr erstes Album 1988 auf SST (ha!) erschien, waren jene gerade ad acta gelegt worden, und der legendäre Malibu-Mailorder verstand es allmonatlich durch geschickt-manipulative bis-zutreffend-euphorische Beschreibungen der Neuerscheinungen (Nein, es gab kein Internet, nein, man konnte nicht vorher reinhören, nein, man schickte damals nichts zurück!) in einem auf Bibelpapier gedruckten A6-Mikroschriftheftchen das Interesse der plattenladenfern lebenden Musikfans zu wecken.

Wurde da also die HÜSKER DÜ-Vergleichskeule gezückt, schrieb man brav die entsprechende Artikelnummer in eine Zeile der Bestellpostkarte ... und ließ sich dann überraschen. Sowohl im Falle der MOVING TARGETS wie ihrer Bostoner Kollegen BUFFALO TOM wurde ich nicht enttäuscht – und die Verbundenheit hält auch dreißig Jahre später noch an, obwohl dieses HÜSKER DÜ-Dingens in Bezug auf Bill Janovitz und seine Band heute nur noch eine blasse Erinnerung ist.

Schnell hatten BUFFALO TOM sich emanzipiert, ihre eigene Klangfarbe gefunden – wie nichtssagend das oft zur Beschreibung gewählte „Alternative Rock“ doch ist –, sind bis heute (fast durchgehend) aktiv, nur zu Beginn des letzten Jahrzehnts gab es eine Phase der Inaktivität.

„Quiet And Peace“, das erste Album seit „Skins“ von 2011, ist die perfekte Sonntagmorgen-Platte, ein gleichermaßen düsteres wie euphorisches Werk mit ähnlichen Qualitäten wie die der Releases von Mark Lanegan.

Aufgenommen wurden die zehn eigenen Songs und die Paul Simon-Nummer „The only living boy in New York“ (mit Janovitz’ Tochter Lucy als Co-Sängerin) mit Dave Minehan (ex-NEIGHBORHOODS, einst auch bei REPLACEMENTS und in Paul Westerbergs Band), John Agnello übernahm den Mix, und man kann sagen, „Quiet And Peace“ entspricht der Ansage des Titels: ein zeitloses, friedvolles Album, bei dem ich allerdings bisweilen schon etwas den Druck und Drang von „Let Me Come Over“ und „Big Red Letter Day“ vermisse.

Aber vielleicht ist das auch nur ein Phantomschmerz. Schade: Texte liegen nicht bei, dabei berichtet Janovitz so stolz, dass er heute aus der Sicht anderer schreibt, anstelle seiner früheren Ich-Texte.

Das hätte ich gerne nachvollzogen.