Foto

DAMNED

Evil Spirits

THE DAMNED, 1976 in London gegründet, waren seinerzeit, so heißt es, die erste Punkband, die eine Single veröffentlichte. „New Rose“ war das, im Oktober 1976 auf Stiff Records erschienen, und die beiden 1977 veröffentlichten Alben „Damned Damned Damned“ und „Music For Pleasure“ sowie „Machine Gun Etiquette“ (1979) gehören unstrittig zum UK-Punk-Kanon.

Gründungsmitglieder waren Sänger Dave Vanian, Gitarrist Brian James, Bassist (später Gitarrist) Captain Sensible und Drummer Rat Scabies. 42 Jahre und elf Alben später sind Dave Vanian und Captain Sensible immer noch mit ganzem Herzen dabei, wie ihr neues Album „Evil Spirits“ beweist.

Kein Reunion-Projekt alter Männer, die es nochmal wissen wollen, sondern das Album einer seit 1996 wieder dauerpräsenten, permanent arbeitenden Band, die sich für ihren jüngsten Longplayer die Zusammenarbeit mit Produzentenlegende Tony Visconti gönnte.

Auf diesem Album ist auch der alte DAMNED-Bassist Paul Gray wieder dabei, einst von 1980-83 Teil der Band. Nicht zu vergessen Drummer Pinch, seit 1999 im Team, und Keyboarder Monty Oxymoron (seit 1996).

Schon der Opener „Standing on the edge of tomorrow“ legt die Klangfarbe des Albums fest: Der Bombast des 1985 erschienenen „Phantasmagoria“ und der von Barry Ryan geliehenen Non-Album-Single „Eloise“ werden hier aufgegriffen, THE DAMNED leben ihren Hang zu Übertreibung und Drama aus – und Bowie-Produzent Visconti halfen ihnen nach Kräften dabei.

Dave Vanian hatte dabei, wie er im Interview erzählt, das Schaffen des legendären britischen Produzenten Joe Meek im Hinterkopf und sein geliebtes „Telstar“ von THE TORNADOS. Visconti setzte auch Vanians Bariton exzellent in Szene – und war daran beteiligt, dass die Auswahl der zehn Album-Songs aus doppelt so vielen von der Band geschriebenen sehr melodiös ausfiel.

Wer also von THE DAMNED ein Album im Stile der frühen Werke erwartet, bekommt es (diesmal) nicht. Vanian: „Klar wird es immer Leute geben, die nur den Sound von „New rose“ und „Neat neat neat“ hören wollen.

[...] Ich empfinde das als eine gesunde Entwicklung, sich nicht auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Es wäre einfach, ein Album voller dreiminütiger Drei-Akkord-Nummern mit Brüllgesang zu machen, aber was hätte das für einen Sinn?“ Entsprechend ist „Evil Spirits“ voller wundervoll inszenierter Nummern, bei den sich speziell ihr Frontmann gesanglich austoben durfte, aber auch Keyboarder Monty mit Orgelklängen, etwa bei „Look left“ oder „Evil spirits“.

Kein Zufall, wie Captain Sensible verrät: „[...] Die Hammondorgel [...] mochte ich schon immer. [...] Ich finde, die klingt wundervoll. Kombiniert mit einem druckvollen Schlagzeug, großartigen Gitarren und einem richtig guten Sänger ergibt das den DAMNED-Sound.“ Ein wundervolles Album, an dem ich mich derzeit nicht satthören kann.