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EIN FREMDER OHNE NAMEN

Eigentlich kaum zu glauben, aber Clint Eastwoods zweite Regiearbeit „Ein Fremder ohne Namen“ wurde hierzulande nach seiner Veröffentlichung auf Video 1988 wegen angeblicher Jugendgefährdung indiziert und ist erst im letzten Jahr von der Liste der BPjS gestrichen worden.

Ähnliche Probleme mit „High Plains Drifter“ (so der Originaltitel) hatte John Wayne, der Eastwood deswegen einen unmissverständlichen Brief schrieb, in dem er dessen Film als großen Mist bezeichnete, weil er nicht seinem Bild dieser Zeit entsprach.

Einwände von Eastwood, dass es sich ja um eine Allegorie handeln würde, fruchteten offenbar nicht, aber wie soll man auch einen Mann umstimmen, für den „High Noon“ das Unamerikanischste war, was er jemals in seinem Leben gesehen hatte.

Zugegeben, „Ein Fremder ohne Namen“ ist ein ziemlich ruppiger Film und hat sich die FSK-Freigabe „ab 18“ nach wie vor redlich verdient. Zwar sieht man heutzutage in Mainstream-Filmen krassere Gewaltdarstellungen, aber das nihilistische Menschenbild, das Eastwood hier vermittelt, macht „Ein Fremder ohne Namen“ zu alles anderem als einem Feel-Good-Movie.

Der bösartige Humor und der durchgängige Zynismus von „Ein Fremder ohne Namen“ ist auch eine deutliche Verbeugung vor dem Italowestern und der Dollar-Trilogie von Sergio Leone, die Eastwood erst zum Star machte.

Und so taucht Eastwood hier ähnlich geisterhaft wie in „Für eine Handvoll Dollar“ in einem Wüstenkaff auf, ohne dass jemand wüsste, was der Fremde ohne Namen eigentlich genau vorhat. Gleich zu Beginn erschießt er drei Revolverhelden und vergewaltigt eine Frau, was nur ein Vorgeschmack auf eine Rachestory der besonders bizarren Art ist.

Bei Capelight erschien dieser großartige Anti-Western jetzt in ausgezeichneter Qualität als 2-Disc Limited Collector’s Edition im Mediabook sowie einzeln auf DVD und Blu-ray.