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NO FUTURE

Matthew Worley

Keine Bilder! Genügten bei mir ein paar Sekunden grelle Aufnahmen der SEX PISTOLS im TV und für immer war es um mich geschehen, so beschränkt sich dieses Buch auf ein paar säuberlich katalogisierte Abbildungen – allesamt längst bekannt.

Noch selten gestaltete sich der Einstieg in eine Punk-Lektüre dermaßen schwer, die Gewissheit, dass ein Drittel der bedruckten Seiten der Auflistung von Quellen und anderer Verweise dient, war hoffnungsvoller Schimmer am Horizont.

Und dennoch ist es vielleicht genau dieses Buch, welches aus der Flut von Veröffentlichungen hervorgehoben werden sollte! Der Autor, Professor Matthew Worley, ist kein Außenstehender in Sachen Punk-Subkultur, dennoch gelingt ihm genau ein solcher Blick in seiner Arbeit.

Anschaulich werden die verschiedensten Unterkategorien miteinander verknüpft, von Oi! zu den Blitz Kids, von Anarcho- zu Pre- zu Post-Punk, Neofolk und Industrial. Sowohl der Aufstieg der neofaschistische Szene um SKREWDRIVER als auch der Gay-Pride-Pop von BRONSKI BEAT wird kurz, trotzdem umfassend erklärt.

Während John Robbs Oral History „Punk Rock“ einen quicklebendigen, immer sehr egozentrischen Einblick präsentiert hat, stellt „No Future“ das ruhige und abgerundete Gegenstück dar. Beide Bücher sind äußerst empfehlenswert, Worleys Werk wirkt trotzdem inhaltsschwerer und die beispiellose Verweisliste dürfte noch viele Stunden erweiterte Lektüre bescheren.

Außerdem positiv anzumerken: Im Gegensatz zu Simon Reynols „Rip It Up And Start Again“-Wälzer muss hier nicht nach jedem Satz der Fremdwörter-Duden zur Hilfe genommen werden.