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WOCHENENDTICKET

Joachim Hesse

Die Geschichte ist klar abgesteckt und birgt demnach auch nicht viele Überraschungen. Eine Truppe junger Männer aus der Provinz macht sich über Silvester auf nach Hamburg, um da ein wenig das Leben kennen zu lernen und ihre Lieblingsband TOCOTRONIC live auf der Bühne sehen zu können.

Dabei bedienen sie dann – genauso wie ihre Hamburger Gastgeber – eigentlich jedes Klischee, das dabei so vorstellbar ist. Die Charaktere sind völlig eindimensional gezeichnet: ein introvertiertes Genie, ein Draufgänger, ein Großmaul.

Alles wie gehabt, so castet man auch eine Boy-Group. Ab und an hat das durchaus Charme, insgesamt wirkt es aber wirklich zu naiv und aufgesetzt. Spätestens die pubertären Sex-Szenen lassen einem doch sehr schnell die Fremdschamesröte ins Gesicht steigen.

Und wenn sich dann einer der Jungs in eine Prostituierte vom Kiez verknallt, die daraufhin mal eben und ganz plötzlich ihren Job an den Nagel hängt, dann ahnt der Leser, dass es in „Wochenendticket“ fern von jeder Realität zugeht.

So läuft das im Rotlichtgeschäft eben leider doch nicht. Sprachlich liest sich der Roman wie das Reisetagebuch aus der Feder eines Pennälers beim Interrail auf der Suche nach dem großen Abenteuer.

Blöd nur, dass dieses ausbleibt. Man guckt sich das Schanzenviertel an und stellt fest, dass es hier ganz anders aussieht als zu Hause. Die Jungs von TOCOTRONIC sind auch nur Menschen aus Fleisch und Blut, mit denen man sogar reden kann.

Ja, die Protagonisten der Geschichte sind noch sehr jung, deshalb kann man mit der Naivität aber trotzdem schon ein wenig sparsamer umgehen. Das hätte dem Lesegenuss sicher ganz gutgetan.