DER KOSMISCHE PENIS #97

Sitze mit meiner Mutter im ICE, sie möchte wissen, was ich lese, und ich reiche ihr das „Organ der freien Jugend“. Mama stöbert ein bisschen, bleibt hängen an der Überschrift „Onkel Nicks dramatischer Gottesdienst“, aber der Konzertbericht über NICK CAVE & THE BAD SEEDS interessiert dann doch nicht, sie überfliegt das Porträt über den Schweinfurter Punk Andy Keul und sein Modelabel No Future Design und muss kichern bei Tammys Foto aus Kalifornien: Palmen mit Weihnachtsbeleuchtung, die aussehen wie ...

genau, wie das Heft heißt. Die Interviews mit ANTI-FLAG oder der Skacore-Band THE PROSECUTION werden ebenso achtlos überblättert wie die Ausgehtipps „Going out in Style: München“. STRYPER, die Hair-Metal-Band in der Rubrik „Bandfotos aus der Hölle“, kenne ich leider auch nicht, doch bei diesen Augen denke ich unweigerlich an die Alien-Brut im „Dorf der Verdammten“.

Köstlich amüsiert Mama schließlich die Klatschkolumne des Stillen Teilhabers über zwei im wahrsten Sinne sturzbetrunkene Konzertgäste, die versuchten, mit dem Fahrrad nach Hause zu fahren, immerhin „das erste Mal mit Licht!“ Wer mal neugierig ist auf die Leute hinter dem Fanzine mit dem ko(s)mischen Namen, dem sei der Grand Prix de la Chanson de Penivision am 12.

Mai im Schweinfurter Stattbahnhof empfohlen, der jährliche Liederwettstreit, der von der Poppenhauser Redaktion ausgerichtet wird. Und die ist jetzt schon gut drauf: „Nur noch drei Hefte bis zur 100!“