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ASTPAI

True Capacity

Vier Jahre sind eine lange Zeitspanne in einer globalisierten Welt, deren Marschrichtung Fortschritt heißt und deren Treibstoff digitale Inhalte sind. Während das Gehirn noch im Alarmzustand den tagesaktuellen Überfluss digital distribuierter Informationen und Emotionen zu bewältigen versucht, geben sich ASTPAI bereits der Frage nach der wahren Kapazität des menschlichen Auffassungsvermögens hin – philosophisch, psychologisch, politisch, kritisch.

Nur zu passend, dass ASTPAI mit „True Capacity“ wieder ganze Arbeit leisten. Auch wenn sie es einem etwas schwieriger machen als zuletzt. Denn „True Capacity“ besitzt keine Instant-Mitbrüll-Hits.

Dafür aber heruntergeschraubtes Tempo, mehr Gesungenes als Geschrienes und einen deutlich rockigeren Grundsound, der sich auf vergangenen Releases bereits angedeutet hat und der Band ausgezeichnet steht.

Das hat nach 17 Jahren Bandgeschichte weniger mit Altersmilde zu tun, sondern mit dem Vorteil, die verqueren Ideen, die es schon immer im komplexen Punkrock-Songwriting von ASTPAI gab, deutlicher zu artikulieren.

Gut, dass diese Entwicklung den einen oder anderen Punk-Hardcore-Moment und einige hymnische Refrains nicht ausschließt. Dazu gesellen sich Versatzstücke, die so nicht zu erwarten waren: Indie’esque Ruhepausen, in der Ferne säuselnde Pop-Chöre, Klavierpassagen.

Wo ASTPAI früher mit schnellem Hardcore-Punk in die Vollen gegangen sind, tun sie es heute wohl dosiert und dafür jederzeit mit unerschöpflichem Ideenreichtum. Eine Tatsache, die Fluch und Segen zugleich sein mag.

Denn nur wer sich die Zeit nimmt und Auffassungsvermögen mitbringt, wird „True Capacity“ zu schätzen wissen.