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D.O.A.

Fight Back

„Talk - Action = 0“ – „Reden ohne Handeln bringt nichts“, diese simple Formel ist seit 1978 schon das Band- und wohl auch das Lebensmotto von Joe Keithley alias Joey Shithead, wie seit damals sein Punkrock-Nom de guerre lautet.

Keithley, Jahrgang 1956, ist seit geraumer Zeit schon einzig verbliebenes Ur-Mitglied von D.O.A., deren Sänger, Songschreiber, Texter, Gitarrist und Labelboss, zudem Buchautor, Szene-Ikone, Hardcore-Erfinder (unbedingt „I, Shithead: A Life in Punk“ lesen!) und immer wieder auch Politiker – zuletzt holte er in seinem Bundesstaat British Columbia rund um die kanadische Westküstenmetropole Vancouver für die Grünen respektable 14%.

Joe, der irgendwann mal Anwalt werden wollte und offensichtlich wie so viele aus der Punk-Szene unter einem starken Gerechtigkeitsempfinden „leidet“, versucht es immer wieder, jetzt will er Bürgermeister von Barnaby im Großraum Vancouver werden und ist sich, wie er in der Vergangenheit mal erzählte, auch nicht zu schade, in „seriöser“ Kleidung von Haustür zu Haustür zu gehen und mit den Menschen zu reden.

Parolen gegen all das brüllen, was einen stört, kann schließlich jeder, Joe macht das seit vier Jahrzehnten schon, aber „richtige“ Politik ist mühsamer und fängt vor der Haustür an. Diesem Ziel opferte Joe zuletzt sogar mal seine Band, 2013/14 sah es so aus, als seien D.O.A.

Geschichte, doch recht schnell ging es dann weiter, regelmäßig tourt die Band, die so was wie das kanadische Äquivalent zu den (echten) DEAD KENNEDYS ist, durch Europa, und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das so bald ändert, auch wenn Joe sich mittlerweile bedenklich stark dem (offiziellen) Rentenalter genähert hat.

Ü60-Punk ist aber keinesfalls lahm oder entspannt, auf „Fight Back“ bollern die Kanadier so bärbeißig wie eh und je durch die diesmal 13 Songs, unter denen sich auch das Bob Dylan-Cover „Wanted man“ findet.

Die Texte liegen zwar nicht bei, können aber auf der Labelwebsite nachgelesen werden. „Fight back“ etwa klingt alles andere als nach Politiker-„Systemling“, vor drei, vier Jahrzehnten war Joe nicht kompromissloser, in „We won’t drink this piss“ regt er sich über massenproduziertes Scheißbier auf, in „State control“ geht es um den Überwachungsstaat und in „You need an ass kickin’ right now“ fordert er zu aktivem Aufbegehren auf und mahnt: „Think back to 1933.“ Außerdem bekommt in „Just got back from the USA“ der mächtige Nachbar sein Fett ab sowie der Trumpismus, in „Killer cops“ geht es um Polizeigewalt.

Themen, wie sie schon vor Jahrzehnten aktuell waren, die aber leider nichts an Aktualität eingebüßt haben und die deutlich machen, dass man sich als Punk(band) niemals zur Ruhe setzen kann – Gründe, aktiv zu werden, gibt es immer, und wenn dazu dann auch noch der typische, rocklastige Hardcore-Punk von D.O.A.

als Untermalung bollert, ist (fast) alles gut.