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ERAI

s/t

Graues Cover, mit schwarzen Baummotiven besiebdruckt und groben Pinselstrichen nachkoloriert – jede Platte ein Unikat. Zum letzten Mal habe ich so etwas zu Ebullition-Zeiten gesehen, als alle guten deutschen Bands mit A anfingen und auf den Shows noch Textblätter verteilt wurden.

ERAI aus Berlin (vorher und parallel aktiv bei ATKA, MON PETIT CHOU CHOU und AND THEN I FEEL NOTHING) setzen mit ihrem emotionalen Hardcore auch musikalisch alles daran, die Zeit der Holzperlenketten wieder aufleben zu lassen.

Damit ist die grundsätzliche Marschrichtung zwar klar (NATIVE NOD, POLICY OF 3 und Co.), aber das Tolle an ERAI ist, dass die Band zum einen nicht so rumpelig klingt wie der Großteil ihrer längst aufgelösten Vorbilder und zum anderen ihren modernen Sound auch mit zeitgemäßen Einflüssen erweitert.

Bestes Beispiel sind die ultra-epischen und um Synthie-Einsätze erweiterten Momente in „Mirror“. Weiterer Pluspunkt: der ganz und gar nicht Ich-kreisch-mich-bleich-lastige Gesang, der mal gesprochen, mal gesungen, mal druckvoll geschrien, aber nie aufgesetzt kommt.

Hätten diese Spinner mit den Kajalstiften und den zu engen Hosen den Begriff nicht für immer verdorben, ich würde sagen: So muss Emo im Jahr 2018 klingen.