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V.A.

Too Slow To Disco Brasil

Mit seiner Sampler-Reihe „Too Slow To Disco“ betritt der Berliner „DJ Supermarkt“ Neuland. Der Schwerpunkt liegt auf dem Klängen, zu dem die Reichen und Schönen Anfang der Achtziger ihre Cocktailgläser klirren ließen, bevor sie nach einem ordentlichen Näschen einen Abstecher auf die verspiegelte Tanzfläche wagten und danach reiche und schöne Kinder zeugten.

Es geht hier um den sogenannten „Yacht Rock“, einer extrem aalglatten Spielart des AOR. Für den neuesten Teil der Serie hat man als Kurator den brasilianischen Produzenten und Musiker Ed Motta gewonnen.

Dieser ist mit der brasilianischen „Yacht“-Szene bestens vertraut und seit den späten Achtzigern in der „Carioca-Soul“-Szene aktiv. Ed hatte stets ein gutes Händchen und offene Ohren für smoothe Sounds, wie sie hierzulande nur durch Weichspüler-Pop à la MATT BIANCO, WHAM! oder Sade präsent waren.

Doch kaum in einem anderen Land gelangte diese Mischung aus Jazz, Soul, Pop und Funk zu solcher Explosivität wie im Brasilien der Achtziger Jahre. Die dortige MPB (Música Popular Brasileira) ist eine enorm tanzbare, stets melodische Angelegenheit, und Motta hat hier 19 Spitzennummern für den nächsten Tanztee zusammengestellt.

Enthalten sind obskure Namen, wie Carlos Bivar oder Gelson Oliveira, so rar, dass nicht mal Discogs ihre Platten listet. Daneben gibt es allerdings noch ein regelrechtes MPB-Pantheon, mittendrin OS MUTANTES-Sängerin Rita Lee, die Plattenmillionäre ROUPA NOVA und OS DIAGONAIS-Gründer Cassiano.

Die Koppelung ist wie aus einem Guss, man muss sich allerdings darauf einlassen können, dass so etwas wie Ecken, Kanten oder Dissonanzen hier völlig fehlen. Dann jedoch steht dem Tanzvergnügen wenig im Wege.