VEGAS

Digital Affairs Neurotic

Wenn du nach einem harten Tag auf der Maloche nach Hause kommst und dein sehnlichster Wunsch darin besteht, die Füße hochzulegen, ein kühles Bierchen zu trinken, und dazu echte Männerfreundschaftsmusik mit tollen Melodien zu hören, mit Texten direkt aus dem Arbeiterleben, um noch einmal das letzte Kumpelkonzert vor deinem geistigen Auge vorbeiziehen zu lassen, dann bist du hier leider im falschen Haus.

VEGAS bietet das genaue Gegenteil dieser gefälligen Schunkelmusik, ein schwerverdaulicher, zäher Teerklumpen, der dir für immer an deinen Stiefeln kleben bleibt, wenn du darauf trittst. Auf dem vierten Longplayer (nach meiner Zählweise) setzt der einsame Wolf seinen Kreuzzug ganz in der Tradition von ansonsten verschwiegenen norwegischen Black-Metal-Bands (keine Nachbarn, keine Mitmusiker) mittels über die Welt verstreuter Kollaboranten fort.

Alles folgt dem mächtigen Gitarrenlead, sowohl die stark verhallten und herausgeröchelten Vocals als auch das Thrash-Schlagzeug, das von einem unterschwelligen Industrial-Klebstoff zusammengehalten wird.

Zig Zutaten, von denen am ehesten noch die Negativität von DRUNKS WITH GUNS auf Speed, G.I.S.M./SKV, LIFE’S BLOOD (kennt die überhaupt noch jemand?), INTEGRITY und ein paar der besseren frühen japanischen Hardcore-Bands herauszudestillieren ist.

Kein Soundtrack für ausgedehnte Waldspaziergänge, keine Musik für freie, verschwitzte und bierbäuchige Oberkörper. Nihilismus gefräst in Stücke, jeder einzelne ein rostiger Nagel durch deine Handballen und Fußrücken.

Kaum zu glauben, aber sobald die Nadel sich hebt, wird es scheinbar ein wenig heller im Raum.