Foto

GÉRARD

Mathieu Sapin

„J’ai un passeport russe mais je suis Français“, soll Depardieu 2013 nach dem Ablegen der französischen zugunsten der russischen Staatsbürgerschaft gesagt haben. Das klingt in Sapins „Gérard“ noch anders: „Die Franzosen sind ein trauriges Volk.

Die gehen mir auf die Nerven. Da hau ich lieber ab“, das und Ähnliches sagt Depardieu dort regelmäßig. Noch häufiger kommen wohl nur Schnief- und Rülpsgeräusche vor. „Chhh“, „Frrr“, „Grmbl“, „Krrr“.

Ebenso häufig widerspricht Depardieu sich selbst, oft sogar im Verlaufe eines seiner laut ausgesprochenen inneren Monologe. Gérard Depardieu ist ein Widerspruch auf zwei Beinen, selbstbewusst und voller Selbstzweifel, gebildet und primitiv, freigiebig und geizig, gutmütig und brutal.

Wenn er Putins Verhalten kommentiert mit „Wie du aller Welt auf die Nerven gehst, das liiiiebe ich!!“, geht es ihm auch darum, Reibung zu erzeugen. Sapin hat sich nicht leichtgetan mit diesem von einer Arte-Dokumentation – Depardieu auf den Spuren Alexandre Dumas’ im Kaukasus, Zeichner Sapin im Schlepptau – ausgehenden Band.

Fasziniert von Sapins Kontakten in den französischen Präsidentenpalast (Sapin begleitete Hollandes Wahlkampf und durfte danach ein Jahr lang die Arbeit im Élysée-Palast zeichnerisch festhalten) ließ der umstrittene Schauspieler sich auf ein fünfjähriges biografisches Comicprojekt ein.

Insbesondere die mit Pfeilen versehenen Erläuterungen außerhalb der Panelgrenzen lassen das zu einem oft humorvollen, nicht unkritischen, zugleich aber sehr intimen Porträt eines unberechenbaren, hyperaktiven Cholerikers wachsen, zu dessen hoher Beobachtungsdichte der von Depardieu persönlich eingeforderte karikaturhafte Stil aber nicht so recht passen will.