NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN

s/t

Das dritte Album von NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN liegt nun endlich vor. Drei Jahre hat es gedauert und mittlerweile sind sie auch nur noch zu dritt. Da hätte sich als Titel „Drei“ angeboten, aber wie die Band während ihres Konzert in Köln selbst sagte, sei ihr ein Plattentitel nicht so wichtig.

Viel wichtiger seien die Texte. Und um es schon mal vorwegzunehmen, das Warten hat sich gelohnt. Was macht nun die Faszination dieser Platte aus? Da ist natürlich die Musik, dieser unverwechselbare NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN-Punkrock, der in seinem Ungestüm an die Platten von Frühachtziger-US-Punkbands wie CIRCLE JERKS oder MINOR THREAT erinnert.

Allerdings kann die Band auch anders. So klingt „Kleben und Kleben lassen“, eine Hommage an den Künstler Walter Josef Fischer, wie ein Song aus der Frühzeit der Neuen Deutschen Welle, während es bei „Nachsitzen in Sexualkunde, 1.

Stunde: Das Oben-ohne-Privileg“ schon fast balladenhaft wird. Und über allen Songs liegt immer auch ein Hauch von Melancholie. So passt auch der einzige Coversong, „Milchglas“ von MAISON DERRIÈRE, in das Gesamtbild.

Beim Gesang wechseln sich Gitarrist und Schlagzeuger ab beziehungsweise ergänzen sich. Unterstützt werden sie dabei unter anderem von Menschen vom EA Hamburg, KOTZEN oder LOSER YOUTH. In ihren Texten setzten sich NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN dieses Mal vor allem kritisch mit der sogenannten Mittelschicht auseinander und hinterfragen dabei auch sich selbst und eigene Privilegien.

In dem Opener „PROtestsong“ zählt die Band viele Dinge auf, für die sie steht – und nicht nur wogegen sie ist. Dann geht es gegen überbehütende Helikopter-Eltern, Stammtischwutbürger, asozial angehäuften Reichtum und Machogehabe.

In „Kleine Motivationshilfe“, das „den so genannten ,Gewalttäter_innen‘ Links“ gewidmet ist, bedanken sich NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN bei den Aktivist_innen für ihre Mühe, angefangen vom Transpi-Malen bis zur rechtlichen Unterstützung.

Weiterhin kritisieren sie das bundesdeutsche Konsumverhalten und den Egoismus sowie die Rücksichtslosigkeit einer Mehrheit der Gesellschaft, die an ihrem Überfluss schon lange erstickt und trotzdem den Rachen nicht vollkriegt, wie in den Songs „Wohlstandssorge Bettelbetrug“ oder „Mikrokosmopoliten“.

Die letzen Zeilen des letzten Songs „Riesenrädchen (Monster Schlussakkord)“ lauten: „Zwar nicht das bis zuletzt erhoffte Happy End auf dem Papier, doch die besten Geschichten enden immer so und jetzt und hier“.

Und damit haben NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN ein schönes wie wahres Schlusswort für ein ebensolches Album geschrieben. Die LP kommt in 180 g-Vinyl mit aufwändig gestalteter Hülle. Dazu gibt es noch 16 A6-Karten mit Infotexten, die richtig zusammengelegt eine Collage ergeben.