REAL KIDS

s/t

Der spätere RICH KIDS-Frontmann John Felice war gerade mal 15, als er 1970 bei Jonathan Richmans MODERN LOVERS anheuerte und 17, als er 1972 in Boston die KIDS gründete, die sich später in REAL KIDS umbenannten.

Deren titelloses 1977er Debütalbum auf Red Star Records mit dem Überhit „All kindsa girls“ ist ein absoluter Klassiker des US-Punk, an dem kein Weg vorbeiführt. Seitdem ist Felice der Rock’n’Roll-Welt erhalten geblieben, die REAL KIDS waren und sind immer wieder mal aktiv – und Felice übt offensichtlich auf Crypt Records-Boss Tim Warren seit Ewigkeiten eine erhebliche Faszination aus, was dazu führte, dass dieser Anfang 2018 eine umfangreiche Live-Zusammenstellung der REAL KIDS veröffentlichte, mit umfangreiche Linernotes.

Und Tim Warren war es auch, der das erwähnte 1977er-Album, das auf dem Red Star-Label ihres Produzenten Marty Thau erschien (und 1978 in Europa in diversen Ländern – Jugoslawien inklusive– gepresst wurde, was die Band relativ bekannt werden ließ), neu gemastert hat.

Erschienen ist die Neuauflage im Rahmen der Signature-Serie von Norton Records (wo 1991 der Rerelease erstmals erschien und seitdem die Rechte liegen), im Klappcover und ansonsten nah dran am Original.

REAL KIDS-Releases gibt es so einige, dieses Album jedoch ist der Klassiker schlechthin und dokumentiert eine Band in der Übergangsphase von noch recht Sixties-lastigem Frühsiebziger-Rock zu „echtem“ Punk – eine Entwicklung, die man auch am Pop-Appeal der RAMONES erkennen kann.

Was heute als „typischer“ Punk angesehen werden kann, ist hier erst recht schwach ausgeprägt, die Briten waren in der Hinsicht damals kompromissloser, doch das mindert die Größe und Wichtigkeit des Albums nicht im Geringsten – man muss die REAL KIDS eben im Zeitkontext sehen.

In dieser Hinsicht spricht das Foto im Inneren des Klappcovers Bände: Einzig Frontmann John Felice sieht in Chucks, zerrissenen Jeans, Jeansjacke mit Button wie ein „richtiger“ Punk aus – abgesehen von seiner furchtbaren schwiegermutterfreundlichen Seventies-Föhnfrisur.

Seine Bandkollegen sind in Sachen Haartracht genauso wenig „typisch“ Punk, in Sachen Kleidung geht Gitarrist Billy Borgioli noch irgendwie durch (als Heavy-Rocker ...), Alpo und Howard Ferguson jedoch weisen keinerlei Insignien als Proto-Punks aus.

Grandioses Album, ein Klassiker!