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GAD WHIP

Post Internet Blues

Wer beim Erstkontakt mit einer Band die obligatorische Discogs-Suche startet, dürfte bei GAD WHIP zunächst einen Schweißausbruch erleiden: Fünf Alben in den letzten fünf Jahren, alle verpasst! Wie konnte das geschehen? Habe ich das nächste Geheimtipp-Ding nach SLEAFORD MODS verpasst? Gemach ...

Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass all diese Releases Kassetten in Auflagen von unter 100 Stück waren, (fast) alle von der Band selbst veröffentlicht. Eine Digital-Single 2017? Zählt auch nicht so recht.

Bleibt nur die einseitige bespielte 4-Song-12“ „In A Room“ aus dem letzten Jahr, da hätte der kluge Platteninvestor sich eine von 200 sichern können/sollen/müssen. Von daher: Es ist nicht zu spät, jetzt mit dem ersten richtigen Album „Post Internet Blues“ auf X-Mist einzusteigen, das auch erst dieses Jahr aufgenommen wurde.

Dass Bill Amos, Geoff Bolam, Pete Davies und Lee Drinkall (irgendwer ist da mit irgendwem verbrüdert, angeblich) sind in Lincolnshire und Yorkshire, UK ansässig und haben offensichtlich eine Menge vom oft gerühmten britischen Humor, schwadronieren sie doch im Presse-Beiblatt des Albums von absurden musikalischen Kombinationen: „post-industrial“, „jazz-rock“, „electronic uneasy listening“ und „punk rock sea shanties“ sowie „Japanese jungle jazz“ und „no-nonsense goth bossa nova“ werden da aufgeführt, und der Rezensent quittiert das mit einem amüsierten „Ja, sicher ...“, findet auch das an anderer Stelle zu lesende „interesting art noise rock“ wenig passend.

Sagen wir so: GAD WHIP sind speziell, aber nicht zu speziell, will heißen: Man kann sich das anhören, ohne dass man denkt: Ah, Kunst, das ist sicher gut, aber ich kapier’s nicht. Bleiben wir beim vereinfachenden SLEAFORD MODS-Vergleich: Die ohne HipHop, ebenfalls viel sehr englisch klingender Sprechgesang, dazu etwas THE FALL, wie X-Mist-Armin anmerkt auch SWELL MAPS, und dann ist man so ungefähr in der Gegend, wo sich das alles abspielt.

Amüsant und unterhaltsam – und nicht vergessen, das Textblatt aus der Hülle zu fummeln. Download-Code liegt bei.