VALENTINA

Guido Crepax

Der dritte „Valentina“-Sammelband umfasst insgesamt neun ursprünglich in den Jahren 1967 bis 1972 veröffentlichte Episoden, darunter „Valentina in Stiefeln“ (deren erst 1984 erschienene deutsche Erstveröffentlichung damals von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indiziert wurde), „Funny Valentine“, „Baba Yaga“ und „Bonnie & Clyde“.

Valentina atmet sowohl inhaltlich als auch zeichnerisch tief den psychedelisch-surrealen und sexuell aufgeladenen Geist der Sechziger Jahre. Crepax verbindet in diesem Zusammenhang nicht nur Kunst und Pornografie, sondern lässt auch die Grenzen zwischen Illusion und Realität bis zur Unkenntlichkeit ineinander verschwimmen.

Den bildgewordenen Acidtrips mit ihren ständigen Erzählsprüngen auf Anhieb zu folgen, erfordert schon eine erhöhte Aufmerksamkeit. Lediglich aus Bildausschnitten bestehende Zeichnungen, ähnlich filmischer Nahaufnahmen, stehen neben visuell üppig ausgeschmückten sado-masochistischen Passagen, persiflierten Modeaufnahmen und eingestreuten Kritzeleien aus der Feder seiner eigenen Kinder.

Dabei folgt Crepax keiner nachvollziehbaren Ordnung, sondern lässt sich offenbar in einer Art zeichnerischem Bewusstseinsstrom treiben. Dazu gehören auch seitenweise fast wortlose Panels in verschiedenen Größen und Umrahmungen, durchsetzt von Lautmalereien oder mit kyrillischen Lettern gefüllten Sprechblasen.

Wer das damalige Schönheitsideal à la Bardot/Twiggy/Pattie Boyd mag, wird hier mit viel nackter Haut beschenkt. Das Adjektiv „funny“ ist in jedem Fall vollkommen irreführend. „Valentina“ gleicht eher modernisierten und erotisierten Edgar Allen Poe-Erzählungen, abstoßend und faszinierend zugleich.