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WILDES HERZ

Es mag ja sein, dass alte(rnde) Punkrocker immer noch so ihre Probleme mit FEINE SAHNE FISCHFILET haben: zu direkt ist ihnen das Auftreten von Frontmann Monchi, die starke Medienpräsenz verdächtig, die Musik nicht so zwingend wie die der deutschsprachigen Punk-Klassiker.

Die ausverkauften Konzerte der Rostocker Band, die seit dem 2018er Album auch Hallen für drei-, viertausend Besucher füllen, sprechen eine andere Sprache, ziehen ein sehr junges Publikum an in einer Zeit, in der Rechtspopulismus die öffentliche Diskussion bestimmt.

Deshalb hatten der Schauspieler Charly Hübner und sein Co-Regisseur Sebastian Schultz den richtigen Riecher, als sie 2016 ihren Film über FEINE SAHNE FISCHFILET-Sänger Jan „Monchi“ Gorkow in Angriff nahmen.

In „Wildes Herz“, erschienen im Frühjahr 2018 kurz nach Veröffentlichung des „Sturm & Dreck“-Albums und ein halbes Jahr vor dem Skandal um den abgesagten Bauhaus-Auftritt, dokumentieren Hübner und Schulz die Vita des kurz vor dem Ende der DDR in der Provinz von Mecklenburg-Vorpommern geborenen Monchi mittels vieler Interviews mit Freunden, Verwandten, Lehrern und „Offiziellen“ und zeichnen dessen Wandel vom hyperaktiven Kind zum gewalttätigen Hansa Rostock-Ultra zum vom Verfassungsschutz beobachteten „Staatsfeind“ und schließlich zum engagierten Kämpfer gegen Rechts.

Man merkt dem Film die Sympathie der Regisseure für ihren Protagonisten an und muss Monchi Respekt zollen, diese so nah an sich herangelassen zu haben. So viel über sich selbst zu hören zu bekommen – und was der Zuschauer zu sehen bekommt, ist ja bereits gefiltert –, das muss man erstmal ertragen, denn nicht alles ist schmeichelhaft, auch visuell.

Ein spannender, wichtiger Film, gerade nach der FSF-Bauhaus-Diskusion im Herbst 2018.