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DIRECT HIT

Crown Of Nothing

Es besteht kein Zweifel, dass sich DIRECT HIT mit ihrem neuen Album viel vorgenommen haben. Motiviert war die Band aus Milwaukee schon immer, musikalisch und inhaltlich. Vielleicht war es auf „Crown Of Nothing“ sogar etwas zu viel des Guten.

Aber der Reihe nach: Je nachdem wie man zählt, sind Nick Woods (gt/voc), Danny Walkowiak (dr), Devon Kay (gt/voc) und Steve Maury (bs/voc) bei ihrem dritten oder vierten Album angekommen.

Das Label spricht vom dritten, was wohl daran liegt, dass „Domesplitter“, ursprünglich 2011 auf Kind Of Like Records erschienen und im letzten Jahr auf Fat Wreck wiederveröffentlicht, nur eine Zusammenstellung von Neuaufnahmen älterer Stücke ist.

2013 folgt auf Red Scare Industries „Brainless God“, das sich inhaltlich in einem zusammenhängenden Konzept mit dem Ende der Welt auseinandersetzt und dabei Serienkiller und eine Selbstmordsekte ins Spiel bringt.

Verpackt ist das Ganze in bestem Pop-Punk, sehr eingängig und sehr rotzig. Drei Jahre später gibt es mit „Wasted Mind“ das Debüt auf Fat Wreck. Wieder ein Konzeptalbum, dieses Mal sind der Horror des eigenen Verstandes und Drogen die Themen.

Musikalisch findet man mehr Hardcore als bisher, gelegentlich aber auch eine Orgel oder ein Saxophon. Dieser Ansatz der scheinbaren Inkonsistenz (damit kann auch die Frage, wie komplex Pop-Punk inhaltlich sein darf, verstanden werden) wird nun mit „Crown Of Nothing“ auf die Spitze getrieben.

Die Geschichte über einen rachsüchtigen Engel, Folter im Leben nach dem Tod und den Sinn von Vergeltung in der Unendlichkeit, wirkt als Grundlage für die Auseinandersetzung mit bestimmmten Problemen des katholischen Glaubens vielleicht etwas übertrieben – aber es funktioniert.

Besonders wenn man nicht vergisst, dass hier in erster Linie unterhalten werden soll. Dafür erfreuen die 14 Stücke mit einer Produktion, die der inhaltlichen Ambition in nichts nachsteht.

„Different universe“ verbreitet als Eröffnung eine fast schon sakrale New-Wave-Stimmung, und man muss zweimal hinhören um bandtypische Manierismen zu finden. Das folgende „Welcome to heaven“ ist für den Wiedererkennungswert eher zu gebrauchen, eingängiger kannte man DIRECT HIT bisher nicht.

Schmeichelnd und fast schon zu glatt, nur um direkt danach mit „Pain/Boredom“ in unter einer Minute mit schnörkellosem Hardcore daran zu erinnern, dass es im letzten Jahr aus gutem Grund eine Split-Veröffentlichung mit den Labelmates PEARS gab.

Nach diesen drei Stücken passiert noch eine Menge mehr auf dem Album, vieles passt nicht in das allgemeine Raster von Pop-Punk und Hardcore. Gelegentlich schafft es die Band nur knapp, dass es nicht peinlich wird.

Gerade deswegen ist „Crown Of Nothing“ wahrscheinlich ein so reizvolles Album.