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SINGLE MOTHERS

Through A Wall

Neues von den „alleinerziehenden Müttern“, die damit leider eine Unart aufnehmen, die zunehmend mehr Bands und Labels praktizieren: erst das Album digital raushauen (hier: 06.09.), dann Wochen später (hier: 26.10.) die „physische“ Version auf LP und/oder CD nachlegen.

Was soll das? Warum bestraft man die Menschen, die überhaupt noch für Musik bezahlen, und belohnt jene mit der Flatrate-Mentalität? Aber so sind die Moden und Methoden des Musikbusiness. Vielleicht wird es ja das kommende Ox-Geschäftsmodell, erst alle Interviews umsonst online stellen und Wochen später das Heft drucken – und sich dann wundern, wenn das Geschäftsmodell nicht (mehr) funktioniert.

Aber konkret zur kanadischen Band um Drew Thomson und Ian Romano, die mit „Through A Wall“ den Nachfolger von „Our Pleasure“ vorlegen, mit dem sie mich 2017 begeisterten. Doch Moment, ist das wirklich dieselbe Band? Als melodiös, an SEBADOH und entfernt HÜSKER DÜ erinnernd beschrieb ich da Album seinerzeit, doch geblieben ist davon fast nur die markante Stimme Thomsons: hardcorig-noisig bolzen sich die SINGLE MOTHERS durch die meisten der 14 Songs, sind dann eher OFF! als SEBADOH, lassen ihr altes Ich nur bisweilen aufblitzen, etwa bei „Stoic/Pointless“.

Seine melodiösen Bedürfnisse stillt Drew Thomson mittlerweile wohl mit seinem anderen Projekt THE DREW THOMAS FOUNDATION, lässt bei SINGLE MOTHERS seine wütenden, textlich auch düsterere Seite aufblitzen – und im Kern ist das Ganze eben ein Drew-Ding, hat er für den instrumentalen Teil doch keine feste Besetzung im Studio gehabt, sondern diverse Freunde und Gäste.

„The heart is a stranger“, schreibt Thomson irgendwo in erstaunter Selbstbeobachtung, und in dieser zweifelnden, beobachtenden Art sind alle seine Texte gehalten. Da schaut einer tief in sich rein und weiß nicht, ob ihm gefällt, was er da sieht.

Die „neuen“ SINGLE MOTHERS gefallen mir in dieser wütenden, aber gezügelten und erheblich punkrockigeren Art ausgesprochen gut – mal sehen, was sich davon live findet und wie es an sich weitergeht.