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URGE OVERKILL

Saturation

Mit „Jesus Urge Superstar“ (1989), „Americruiser“ (1990) und „The Supersonic Storybook“ (1991) hatten die aus Chicago stammenden URGE OVERKILL um Nash Kato and Eddie „King“ Roeser bereits drei in Underground-Kreisen geschätzte Alben auf Touch And Go veröffentlicht, als sie im Zuge des Grunge-Wahns vom Majorlabel Geffen gesignt wurden und dort 1993 „Saturation“ sowie 1995 „Exit The Dragon“ veröffentlichten.

Sie dürften freilich heute fast als One Hit Wonder gelten, nahmen sie doch 1992 für die EP „Stull“ (Touch And Go, 2015 neu aufgelegt) den Neil Diamond-Song „Girl, you’ll be a woman soon“ aus dem Jahr 1967 neu auf – und landeten damit einen Non-Album-Hit, wurde der Song doch für den Soundtrack von Quentin Tarantinos Blockbuster „Pulp Fiction“ verwendet (die Tanzszene mit Uma Thurman) und sorgte ob seiner Eingängigkeit und famosen Interpretation dafür, dass sich heute wohl kaum noch jemand spontan an URGE OVERKILL erinnert, aber sofort weiß, wovon man redet, sobald man „Pulp Fiction“ und den Songtitel erwähnt.

Noch 1995 erfolgte die Trennung des Kreativ-Duos Kato und Roeser, Kato machte solo weiter, erst 2004 kam es zu einer Reunion der Band, 2010 gab es einen ersten neuen Song, 2011 erschien mit „Rock & Roll Submarine“ das erste neue Album.

Zum 25. Releasejubiläum gibt es nun eine Vinyl-Neuauflage von „Saturation“ in blauem Vinyl via Porterhouse Records, und ich maße mir kein Urteil an, ob dieses seltsam vertraut wirkende Album mit den damals als Singles erfolgreichen Tracks „Sister Havana“ und „Positive bleeding“ nun gut gealtert ist oder von jemand, der zwanzig Jahre jünger ist, gänzlich anders bewertet wird.

Mitte der Neunziger war eine seltsame Phase für „Alternative Rock“ – die ersten drei Alben von UO waren eindeutig lauter, bissiger und noisiger –, eine letzte große Party, bevor nach der Jahrtausendwende der Internet-Kater einsetzte, von dem sich die Branche bis heute nicht erholt hat.