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TEST DEPT

Disturbance

Am 1. März, pünktlich zum angekündigten Selbstmord des europaphoben Teils der politischen Klasse Großbritanniens (aka „Brexit“), erscheint nach über zwanzig Jahren mit „Disturbance“ das erste neue Album von TEST DEPT aka TEST DEPT.

aka TEST DEPARTMENT. Die Band gründete sich einst 1981 in London und zählt unter anderem mit THROBBING GRISTLE, SPK und CABARET VOLTAIRE zu den Mitbegründern des Industrial-Genres, verwendete wie EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN oft Gegenstände und Werkzeuge als Instrumente.

Bis 1997 war die Band, die sich immer schon politisch geäußert hat (etwa zum Bergarbeiterstreik 1984), aktiv und hat sich in dieser Zeit musikalisch variabel gezeigt, in den Neunzigern beispielsweise Techno-Elemente aufgegriffen.

Auf „Disturbance“, dessen Titel laut Bandmitgründer Paul Jamrozy ein direkter Kommentar zur politischen Situation in UK ist, vermischen TEST DEPT alte und neue Elemente auf sehr zeitgemäße Weise: Ein wuchtiger Beat treibt manche Songs voran, ist bisweilen durchaus technoid, aber eben kein stumpfes Tanzflur-Gewummer, sondern hinter-, unter- und überlegt von Vocals, Geräuschen, Schnipseln aus Film und Fernsehen.

Sehr hallig, sehr körperlich, sehr mächtig sind die Stücke, die naturgemäß wenig mit traditionellen Rock-Schemata zu tun haben, aber eben auch durchaus zugänglich wirken – aktuelle ALIEN SEX FIEND (bei „Debris“) oder LAIBACH kommen mir stellenweise in den Sinn.

Seit 2014 ist die Band wieder aktiv, von einer der typischen lahmen Reunions zur nostalgischen Aufführung alter Werke hat das Ganze kein Stück was, dafür ist „Disturbance“ viel zu stark. Zu befürchten ist nur, dass auch dieses starke Statement gegen Brexit, zunehmende Xenophobie und kapitalistische Ausbeutung nichts an den Verhältnissen ändern wird.