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OVE

Abruzzo

Woher kommt eigentlich die Obsession vieler zeitgenössischer Deutschpopper mit Yacht-Rock, jener unangenehm spießigen Spielart des Yuppie-Pop? OVE, das nordfriesische Indiepop-Ensemble um Songwriter Ove Thomsen klingt nach Sonnendeck, nach Cocktailkirschen, Batida de Coco und Côte d’Azur, Musik für die Reichen und Schönen.

Wären da nicht die stets zu vernehmenden Brechungen, die die Songs zwischen Westcoast-Flair und C86-Schrammelpop in ein anderes Licht setzen, die schlauen Texte, das gelegentliche Augenzwinkern, das bedeutet, ist vielleicht alles doch nicht so gemeint.

OVE verbergen hinter der blitzsauberen Fassade eine schwer auszumachende latente Abgründigkeit, und die textliche Finesse, mit der ihr Zweckoptimismus umwoben wird, macht „Abruzzo“ zu einem Album, das mehr zu bieten hat als vordergründige Ich-Botschaften.

Das allerdings schon mit einer zunehmend klebrigen, aber angenehmen Ohrwurmhaftigkeit. Erstaunlicherweise klingt dann manches deutlich erwachsener, als man es der jungen Combo zugetraut hätte.

Im Idealfall könnte es hier, wüsste man es nicht besser, zu einer Kooperation eines alten Recken vom Schlage eines Sven Regner mit FRIEDRICH SUNLIGHT gekommen sein. OVE jedenfalls liefern mit „Abruzzo“ eines der stärkeren deutschsprachigen Pop-Alben der letzten Jahre und sind somit bei Tapete goldrichtig aufgehoben.