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REFLUX - TANZEN ODER PANZERFAHREN

Karl Nagel

Wem die 376 Hardcover-Seiten von Karl Nagels Opus Maximus „Schlund“ (siehe Rezension und Interview in Ox 142) nicht gereicht haben (oder zuviel des Guten sind), bekommt hier den Nachschlag, oder, siehe Untertitel, den „Schlund-Nachbrenner“.

Ein Taschenbuch auf gelblichem Schundromanpapier. Voll mit Geschichten à la Nagel (der echte Nagel, wenn ich diesen kleinen Seitenhieb hier anbringen darf), die wirklich aus dem Off kommen und nicht nur so tun (der zweite Seitenhieb ...), in gewohnt deftiger Sprache und irgendwo zwischen „Ficktion“, Blogeintrag, Fanzinekolumne und Lebensbeichte.

Zig Punks haben sich an solchen Stories schon versucht, Nagel hat sie einfach drauf. Anekdoten aus vierzig Jahren Punker-Karriere hat er dafür in die Tasten gehackt, und wie bei „Schlund“, das anders als dieses dünne Buch hier aber ziemlich erschlägt, bekommt man eine Ahnung, wie dieser Typ, der den Punk nicht loslassen kann und den der Punk nicht aus seinen nikotingelben Klauen mit schwarzen Schmutzrändern unter den Nägeln lässt, so tickt.

Hier strotzt einer nur so vor Geschichten, Ideen und wahnsinnigen Plänen. Die müssen, die mussten raus, damit was passiert – oder damit nichts passiert. Wahrheit (was immer das in Trump-Zeiten sein mag) und Erdachtes verschmelzen, und man weiß nie, was von den Anekzoten hier nun aus welcher Ebene stammt.

Was freilich egal ist, Hauptsache, man wird unterhalten. Wer also wissen will, wie punkfoto.de wirklich finanziert wird, wer Richard Hertzfeld ist und was Perry Rhodan damit zu tun hat, der sollte sich „Reflux – Tanzen oder Panzerfahren“ besorgen.

Obacht: Das Buch ist nur über die Website des Autors.