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DIE BLAKE-UND-MORTIMER-BIBLIOTHEK

Edgar P. Jacobs

„Der Kampf um die Welt“ versammelt die Frühphase der „Blake und Mortimer“-Serie, die 1946 unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg im belgischen Comic-Magazin Tintin startete, und die hier, wie für Carlsen-Veröffentlichungen üblich, ausgiebig kommentiert und stimmig restauriert wurde.

Visuell eine kolorationstechnisch verfeinerte Ligne Claire, aber Text und Inhalt? „Mortimer, der sich rechtzeitig geduckt hat, wirft sich jetzt auf den Gelben und versetzt ihm einen harten Uppercut, der ihn bewusstlos zu Boden wirft ...“ Danke, ich habe Augen.

Auch die Dialoge sind oft viel zu lang, das macht die Lektüre mitunter zur Geduldsprobe. Nicht minder irritierend sind die latent rassistische Einfärbung und die nahezu komplette Abwesenheit weiblicher Wesen.

Hier geht es fast ausschließlich um stramme Soldaten, die jederzeit dazu bereit sind, ihr Leben für Volk und Vaterland zu geben. Oder um neu entwickelte Waffen mit hoher Zerstörungskraft.

Feinde der beiden britischen Protagonisten sind in diesem Fall die „Gelben“, eine in Nepal ansässige fiktive Mischung aus Nazis und Japanern, die nach der Weltherrschaft strebt. Jacobs’ Leben selbst ist eigentlich spannender als ein „Blake und Mortimer“-Abenteuer: Statist am Théatre Royal de la Monnaie, Modeillustrator, Engagement am Opernhaus Lille, 1939 Berufsverbot in Frankreich (da Belgier und damit Ausländer), Nachhilfelehrer für Schauspieler und Sänger, Soldat, Zeichner einer belgischen „Flash Gordon“-Fortsetzung, Assistent bei Hergé und schließlich eigene Geschichten in Tintin, wie die den Abenteuern vorangestellte Biografie verrät.

Dieser üppige Sammelband ist also gleich in zweifacher Hinsicht ein interessantes historisches Dokument.