UTØYA 22. JULI

Am 22. Juli 2011 zündete der Rechtsextremist Anders Behring Breivik eine Autobombe im Zentrum der norwegischen Hauptstadt Oslo. Zwei Stunden später erschoss Breivik dann in einem Zeitraum von knapp 90 Minuten 69 Menschen auf der Insel Utøya, wo sich ein Feriencamp der Jugendorganisation der sozialdemokratischen Partei Arbeiderpartiet befand.

Ein Jahr später wurde Breivik zu 21 Jahren Gefängnis mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Aktuell haben sich gleich zwei Filme dieses Themas angenommen, zum einen „Utøya 22.

Juli“ vom norwegischen Regisseur Erik Poppe, zum anderen „22. Juli“ von Paul Greengrass. Greengrass ist durch Filme wie „Captain Phillips“ oder dem verstörenden „Flug 93“, der die Ereignisse in einem der Flugzeuge nachstellte, das für die Terroranschläge am 11.

September 2001 benutzt wurde, bevor dieses abstürzte, zu einer Art Spezialist für Doku-Thriller geworden. In „22. Juli“ geht es aber nur am Anfang um den eigentlichen Anschlag, der Fokus liegt vor allem auf dem Prozess gegen Breivik.

Parallel dazu erlebt der Zuschauer, wie sich ein schwer verletzter Überlebender des Utøya-Massakers zurück ins Leben kämpft und versucht, mit diesem Trauma fertig zu werden. Ein Film, der nicht ganz ohne Stereotypen auskommt, aber die menschliche Seite dieses Dramas gelungen herausarbeitet.

Poppe hingegen beschränkt sich darauf, mit wackeliger Handkamera die dramatischen Geschehnisse auf der Insel aus der Perspektive eines Mädchens nachzustellen, die versucht, ihre jüngere Schwester wiederzufinden – der Täter bleibt dabei meist unsichtbar.

„Utøya 22. Juli“ erweist sich dabei als ziemlich sinnentleertes Echzeit-Experiment im Found-Footage-Stil mit unangenehm zynischen Schluss, das den Zuschauer damit zum unfreiwilligen Voyeur macht, aber ansonsten nichts zur Erklärung dieser schrecklichen Tat beiträgt.