WACKERSDORF

1989 wurde eines der politisch umstrittensten Bauprojekte der Bundesrepublik, der 1985 begonnene Bau einer Wiederaufarbeitungsanlage für abgebrannte Brennstäbe in der bayerischen Gemeinde Wackersdorf, nach massiven Protesten von Teilen der Bevölkerung wieder eingestellt.

Einer der wichtigsten Anteilseigner war der Energiekonzern VEBA, die heutige E.ON, die sich auch nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima nur widerwillig von der Atomenergie trennte. Bereits 1979 hatte sich ein schwerer Reaktorunfall in Harrisburg ereignet, 1986 folgte der in Tschernobyl, was neben der Atomrüstung im Allgemeinen Zweifel in der breiten Bevölkerung aufkommen ließ, ob diese Form von strahlender Zukunft wirklich so erstrebenswert war.

Zum Thema WAA wurden seit Mitte der Achtziger schon einige Dokumentarfilme gedreht, Oliver Haffners unbequemes Polit-Drama „Wackersdorf“, eine Koproduktion des Bayerischen Rundfunks und Arte, ist der erste Spielfilm, der sich diesem Thema in fiktiver Form annimmt und diesen gesellschaftlichen Konflikt möglichst detailgetreu rekonstruiert, ohne dass man hier von einer vollkommen akuraten historischen Dokumentation sprechen könnte.

Stattdessen ist „Wackersdorf“ vor allem ein Plädoyer für zivilen Widerstand und eine beherzte Anklage gegen die Kumpanei von Politik und Wirtschaft. Und wenn man sich die Ereignisse im Zusammenhang mit der Rodung im Hambacher Forst durch RWE ansieht, ist die Botschaft von „Wackersdorf“ auch aktuell noch von großer Bedeutung.

Im Mittelpunkt steht allerdings weniger die Anti-Atom-Bewegung, sondern der SPD-Landrat Hans Schuierer (von Johannes Zeiler wunderbar als wortkarger Provinz-Lino Ventura verkörpert), der sich zum Schutz der Bevölkerung gegen den vermeintlichen wirtschaftlichen Aufschwung und die Landesregierung stellt.