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XERXES

Frank Miller

Frank Miller, der Schöpfer der stilbildenden „Sin City“-Reihe, kehrt mit „Xerxes“ in das alte Griechenland zurück und rahmt sein Meisterwerk „300“ in den Gesamtkontext der Figur des Xerxes ein. Im Gegensatz zu „300“ ist „Xerxes“ allerdings keine heroische Story über Verrat, Mut und einer Meute tapferer Spartaner, sondern beginnt vielmehr als historischer Abriss der Vorgeschichte, des Aufstiegs, Niedergangs und des Erbes von Xerxes, dem König der Perser, den Miller für seine gewohnt kantigen Gewaltdarstellungen nutzt.

Mit dem Niedergang von Xerxes’ Perserreich beginnt wiederum der Aufstieg von Alexander dem Großen, was du sicher schon wusstest, weil wir uns hier im historisch korrekten Kontext bewegen und du selbstverständlich in Geschichte immer aufgepasst hast.

Damit umspannt der Band eine Zeit von mehr als 150 Jahren, was für eine dichte Storyline mit Charaktertiefe eher eine schwierige Aufgabe ist, was Miller auch gar nicht erst versucht. Erzählerisch kann „Xerxes“ nur im ersten, zeitlich engeren Drittel mit den besseren Arbeiten des streitbaren Miller mithalten.

In der Folge gibt es manche Schlachten ohne viel Drumherum nur mit Jahres und Ortsangabe als Ein- oder Doppelseiter, auf denen sich Miller in ganzseitigen Bildern voll und ganz austobt. So markant und unverwechselbar der Stil von Miller auch ist, umso mehr erstaunt es, wie sehr die Kolorierung einen Comic dominieren kann.

War „300“ vorwiegend in Erdtönen gehalten, sind es bei „Xerxes“ häufig distanziert-kalte Blautöne. Immerhin: Fans von Millers schwarzflächigem Zeichenstil kommen voll auf ihre Kosten. Hätten wir in Geschichte damals solche Vorlagen gehabt, wäre es manchem auch ohne Eselsbrücken um Einiges leichter gefallen.