JOHNNY MOPED

Lurrigate Your Mind

41 Jahre nach ihrem Erstlingswerk „Cycledelic“ und insgesamt 44-jähriger Bandgeschichte hat sich die Band um Paul Halford, aka Johnny diesmal nur drei Jahre Auszeit für das Nachfolgealbum von „It’s A Real Cool Baby“ genommen.

Jüngst schied mit Schlagzeuger Dave „Berk“ Batchelor das letzte Gründungsmitglied neben Halford aus und wurde durch Marty Love ersetzt, ansonsten hat sich in der Besetzung seit „Baby“ keine Veränderung ergeben, was sich auszahlt.

Es sind die Gitarristen Slimey Toad, der schon 1978 Captain Sensible ersetzte, und Rob Brook aka Rock’n’Roll Robot, der auf der Bühne seinem Namen zur Ehre gereicht sowie Johnnys Halt und Ansager ist und früher mal mit einer unbekannten Oi!-Band namens CASE immerhin zwei EPs veröffentlichte, und schließlich Jacko Pistorious, optisch der Metalhead der Band, der am Bass und auf der Bühne ein Dampfhammer ist.

„Lurrigate Your Mind“ ist in erster Linie ein hervorragendes Oldschool-Punkrock-Album, durchaus mit Betonung auf dem Wort Rock, das aber in keinster Weise altbacken daherkommt. 14 Songs, von denen kein einziger als Ausfall zu nennen wäre.

Ein Alterswerk? Ja, als solches darf es bezeichnet werden, aber eines, das mit voller Fahrt durch die Boxen rauscht, das mit Humor und Ironie sowohl zurück, als auch nach vorne schaut. Zwar ist als Credit für Musik und Texte die gesamte Band angeben, doch in nicht wenigen der kleinen Geschichten mag man Johnny hineininterpretieren, wie beim grandiosen „Living in a dream world“, einem der Songs, bei denen es leichtfällt, sie in Endlosschleife zu hören.

„Ich werde immer da sein, ich war dazu bestimmt, dort zu sein“, singt Johnny, der mittlerweile einen Gesangsstil pflegt, der von Tonlage und Aussprache seinem alten Spezi Lemmy zur Ehre gereicht hätte, was es nicht unbedingt immer ganz einfach macht, ihn gut zu verstehen.

„Zerschlage die klischeehafte Traumwelt und baue sie mit dem auf, was du gefunden hast. Ich lebe in meiner Welt“. „Brian’s staying in bed“ ist ein Song über Brian Wilson von den BEACH BOYS, fiktiv oder nicht, der das Zeug gehabt hätte, ein Großer zu werden, aber letztendlich alles vergeigt hat, weil er sich dem LSD hingegeben hat.

Das wohl persönlichste Stück des Albums dürfte jedoch „Black witch climax blues band genetic breakdown“ sein, das mit seinen fast sieben Minuten das Album abschließt. Bei dem Stück kommen nochmal Johnny und Captain Sensible zusammen, und es geht um deren Geschichte, wie Johnny in Croydon aufwuchs, wie er Captain traf, wie dieser später THE DAMNED gründete.

Johnny, der Brenda kennen lernte und sie heiratete, was zum Ende der Band führte. Und wenn der Captain singt „Croydon started punk rock“ und man bedenkt, dass die Band 1974 aus der Taufe gehoben wurde, dann möchte ich nach diesem Album einfach nur zustimmen.