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SOUL GLO

The Nigga In Me Is Me

Heartcoretage in Wermelskirchen, zweiter Abend, es ist nach Mitternacht, VITAMIN X haben gerade gespielt, alle hängen in den Seilen, eigentlich war man schon auf dem Weg zum Auto, verquatscht sich aber – und dann sind plötzlich SOUL GLO aus Philadelphia, PA auf der Bühne und es zieht alle Anwesenden zurück in den Saal, so wie Motten von einer plötzlich eingeschalteten Lampe angezogen werden.

Irgendwas passierte da, eine musikalische Naturgewalt war ausgebrochen. Der Afroamerikaner, der den ganzen Abend im Treppenhaus gesessen hatte, auf sein Smartphone starrte, dem man im Vorübergehen freundlich zugenickt hatte – er explodierte gerade auf der Bühne, und mit ihm seine Band.

Ein einziges hektisches Gemetzel, extrem präzise gespielt, aber enorm fordernd, sowohl für die auf der Bühne wie für jene davor. Rasend schnelle Songs, titellos, durchnummeriert, schütteln dich durch.

Dazwischen kurze Atempausen, kurze Ansagen, so unverständlich wie die Texte – um die zu kennen, muss man die LP kaufen, die zweite, wie die erste titellose auf SRA Records erschienen. Ein Tape gibt es noch.

Der wie alle anderen Beteiligten auf der Platte namenlos bleibende Sänger – Pierce heißt er – sieht aus und agiert wie der junge HR, so mögen Ende der Siebziger auch die BAD BRAINS über die Punk-Szene in Washington, DC hereingebrochen sein.

Das Cover wie die Texte eine einzige Anklage gegen eine diskriminierende Gesellschaft, was die Hardcore-Szene einschließt. Sehr intensiv, nach Erklärungen und Rückfragen verlangend – die textliche Fortsetzung der „uneasy“ Musik, oder anders herum.

Anstrengend, schmerzvoll – bedeutsam. Hardcore mit Inhalt statt mit hohlen Phrasen.