Foto

DAS HAUS DER SCHATTEN

Wenn man sich die spärlichen Infos ansieht, die im Internet zum Leben und Wirken des 2011 verstorbenen englischen Regisseurs Alastair Reid ansieht, der überwiegend fürs Fernsehen gearbeitet hat, könnte man zu dem Schluss kommen, dass der Mann nur eine Fußnote der Filmgeschichte war.

Auf jeden Fall aber hat er 1989 die sechs Episoden der brillanten Serie „Traffik“ über den weltweiten Drogenhandel gedreht, aus der Steven Soderbergh 2000 den Kinofilm „Traffic“ machte, und die bis heute nicht in Deutschland erschienen ist.

Dafür gibt es seit kurzem eine DVD seines „skandalösen“ Frühwerks „Baby Love“ mit „Lolita“-Anklängen von 1968 mit der damals nur 15-jährigen Linda Hayden in der Hauptrolle, die ein Jahr später auch im Hammer-Film „Wie schmeckt das Blut von Dracula?“ an der Seite von Christopher Lee zu sehen war und dann auch in Reids Thriller „Amok“ von 1972 neben Shelley Winters mitspielte.

Ein Jahr vor „Amok“ entstand mit „Das Haus der Schatten“ („The Night Digger“) ein weiterer Spielfilm von Reid, für den Roald Dahl den Roman „Nest in a Fallen Tree“ der neuseeländischen Autorin Joy Cowley adaptierte.

Ebenfalls ein Thriller, der durch die mächtige Musik von Hitchcock-Spezi Bernard Hermann und die originelle Fotografie des renommierten Kameramanns Alex Thomson, der später mit John Boorman, Michael Mann, Ridley Scott oder Michael Cimino zusammenarbeitete, eine hohe formale Qualität besitzt.

Reids Film ist ein faszinierendes Neo-Grand-Guignol-Kammerstück, in dem der junge mysteriöse Billy in einer verfallenen Villa am Stadtrand von London zu einer Bedrohung für die dort lebende alte Jungfer Maura und ihre blinde und herrschsüchtige Stiefmutter wird.

Pidax hat diesen eigenwilligen Serienkiller-Beitrag jetzt in befriedigender Qualität auf DVD veröffentlicht, leider mal wieder ohne Untertitel für die Originaltonspur.