FALL

Live At The Witch Trails / Dragnet

In Prestwich bei Manchester gründete sich 1976 eine Band, die sich später zu einer der langlebigsten aus der Urknall-Phase des Punk entwickeln sollte und wahrscheinlich heute noch aktiv wäre, wäre die unbestrittene Hauptfigur Mark E.

Smith nicht am 24. Januar 2018 mit sechzig Jahren gestorben – er sagte mal „If it’s me and your granny on bongos, it’s The Fall“, angesprochen auf die unzähligen – über sechzig – verschlissenen Bandmitglieder.

„It’s the new thing“ war 1978 die erste Single, im März 1979 kam mit „Live At The Witch Trails“ das (Studio!-)Debütalbum, im Oktober 1979 erschien mit „Dragnet“ bei Step Forward schon das zweite Album.

Beide Alben wurden nun von Cherry Red neu aufgelegt, jeweils als Triple-CD-Box, bei der die drei Stecktaschen-CDs nebst dickem Booklet in einer Pappbox liegen. An Neuauflagen dieser Klassikeralben des britischen (Post-)Punk hat es über die Jahre nicht gemangelt, sowohl als LP wie als CD wurden beide mehrfach rereleaset.

Wer also eine nicht völlig durchgenudelte Vinylversion zu Hause stehen hat, muss hier nicht zwingend zuschlagen – der passionierte THE FALL-Liebhaber aber vielleicht schon, gibt es doch zu beiden Alben reichlich Bonusmaterial sowie im Falle von „Live At The Witch Trails“ einen Live-Mitschnitt aus dem Mr Pickwicks in Liverpool von 1978, im Falle von „Dragnet“ sind es sogar zwei, „Retford 1979“ und „Los Angeles 1979“.

Dass Mark E Smith immer der unumstrittene Kapitän auf seinem Boot war, merkt man den beiden Alben schnell an, wenn man sie mal mit dem Spätwerk vergleicht: er sang zwar „nur“, aber wusste genau, was seine Band zu spielen hatte, damit neben seinem markanten, leiernden Sprechgesang auch der typische THE FALL-Sound konstant blieb.

Hätte ich THE FALL damals als junger Punk kennen gelernt (und nicht erst mit dem geradezu poppigen „Mr. Pharmacist“ Mitte der Achtziger), ich bin mir nicht sicher, ob ich diese sperrige Musik gemocht hätte, die doch so anders klang als die allermeisten anderen (Post-)Punkbands jener Tage.

THE FALL sind/waren so was wie trockener Rotwein oder guter Whiskey – man muss sich das erarbeiten. Essentieller Teil der britischen Punk-Geschichte.