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J. ROBBINS

Un-Becoming

Mit einer Dischord-Katalognummer erscheinen mittlerweile nur noch zwei, drei Platten pro Jahr, ansonsten dient das legendäre Label als Plattform befreundeter Bands, man kümmert sich um die „Katalogpflege“.

J. Robbins als alter Freund des Hauses darf aber unter DIS187 hier veröffentlichen, und auch wenn der Name des als Produzent und Studiobesitzer arbeitenden Musikers und Sängers (GOVERNMENT ISSUE, JAWBOX, BURNING AIRLINES, CHANNELS, ...) hier im Vordergrund steht, ist es doch kein Soloalbum, was für mich meist reduzierte Besetzung (Gitarre, Gesang) impliziert.

Tatsächlich aber ist „Un-Becoming“ ein richtiges Band-Album, mit J.s altem GOVERNMENT ISSUE-Kumpel Peter Mofett am Schlagzeug, Brooks Harlan (WAR ON WOMEN) am Bass und Gordon Withers an Cello und Gitarre, mit dem Robbins einst bei OFFICE OF FUTURE PLANS spielte – deren Album kam 2011 auf Dischord.

Vier alte Freunde, alle versierte Musiker, haben hier nun ein Album eingespielt, das maximal frei ist. Man hört hier förmlich, wie unwichtig jeder Gedanke an „Das muss fertig werden“ oder „Das wird ein Hit“ den Beteiligten war.

„Spielfreude“ ist so ein strapazierter Begriff, aber hier passt er. „Un-Becoming“ hat wenig bis nichts mit dem direkten Rückgriff auf Hardcore zu tun, aber wer Robbins’ musikalisches Schaffen in den letzten Jahren verfolgt hat, wer seine markante Stimme mag, wer zuletzt OFFICE OF FUTURE PLANS liebte, aber auch BURNING AIRLINES, ist hier wieder richtig.

Ich mag den dichten, doch immer wieder auch mal fordernden, lauten und nicht verzärtelt wirkenden Gitarrensound, ich mag den gelegentlichen Cello-Einsatz. Vic Bondi taucht in der Thankslist auf, und ich würde mir wünschen, J.

und Vic würden mal was zusammen machen. „Un-Becoming“ ist mit ihrem wohldosierten Mix von laut und leise eine kleine Perle von Album, die man nicht übersehen sollte.