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TAU CROSS

Messengers Of Deception

Das Album, das nicht sein sollte, das nie erschienen ist, wohl nie offiziell erscheinen wird und das das Zeug hat, in politisch ignoranten Kreisen zum digitalen Tauschartikel zu werden, denn die Aufnahmen, das Cover, die Texte, sie zirkulierten bereits als Download in Journalistenkreisen, als ein von mir geführtes Interview das Ende der Karriere von Rob „The Baron“ Miller, im Hauptberuf Schwertschmied auf der schottischen Isle of Skye, in der „normalen“ Musikwelt einläutete.

„Messengers Of Deception“ ist das dritte TAU CROSS-Album, jener Band, mit der Miller das Erbe seiner in den Achtzigern zur Legende gewordenen Band AMEBIX fortsetzte. Im Nachgang sahen viele bereits vor Jahren Hinweise auf das, was jetzt ganz offen zutage trat: eine zunehmende, immer irritierender werdende Faszination Millers für Mythologie, Mystizismus, Verschwörungstheorien – die Suche nach „Wahrheit“.

In meinen Interviewfragen steckte auch die nach dem Hintergrund der Nennung eines Namens als Auslöser von „unerwarteter Erleuchtung“, wie Miller es formulierte. Erst als ich die Antworten erhielt, recherchierte ich den Namen Gerard Menuhin – „Holocaustleugner“ stach mir ins Auge, fünf Minuten später war ich entsetzt, auch andere Namen in Robs Thankslist waren nur wenig harmloser.

Ich kontaktierte das Label, Relapse aus den USA, das kurz darauf entschied, sich mit sofortiger Wirkung von TAU CROSS zu trennen. Bald darauf waren alle Hinweise auf die Band von der Website und aus dem Shop verschwunden, gerade auch weil Rob im Gespräch mit dem Label wenig dafür tat und tun wollte, den bösen Verdacht, Anhänger eines Holocaust-Leugners zu sein, zu entkräften.

Robs Bandkollegen (darunter Michel Langevin von VOIVOD), konfrontiert mit all dem, zeigten sich entsetzt, distanzierten sich in einem Facebook-Beitrag auf dem TAU CROSS-Profil. Rob eskalierte kurz darauf die Situation mit zwei Beiträgen dort, die keinen Zweifel daran ließen, dass hier einer schon vor Jahren rechts abgebogen war und sich längst tief im braunen Dreck festgefahren hat – zur Warnung sei der Name David Icke genannt, der hier nie weit ist (auch wenn bei TAU CROSS nicht genannt) und bei dessen nicht distanzierender Nennung man davon ausgehen kann, dass die entsprechende Person ebenfalls längst falsch abgebogen ist.

Musikalisch ist dem Album nichts vorzuwerfen, es schließt an die bisherigen beiden Platten an, doch bei intensiver Exegese werden womöglich auch bei diesen einige Texte im Licht der jetzt nötigen Betrachtung ihren wahren Charakter enthüllen.

Verkaufen sollte man seine alten TAU CROSS-Platten besser nicht, sie werden nur in die falschen Hände geraten – Rob wird nach seinem Farbbekenntnis sicher viele neue Freunde von ganz rechts außen haben.

Und die Moral von der Geschicht’? Immer genau hinschauen – als Fan, als Journalist. Robs Bruder Stig, mit ihm einst bei AMEBIX, reagierte fassungslos auf Robs offenkundigen Gesinnungswandel.