WIR

Mit seinem Regiedebüt „Get Out“ von 2017 hatte der vor allem als Darsteller, Autor und Produzent ziemlich umtriebige Jordan Peele einen der überbewertetsten Horror-Thriller der letzten Jahre gedreht, der bei der Oscarverleihung 2018 mit dem Preis für das beste Originaldrehbuch ausgezeichnet wurde und zudem noch als bester Film und für die beste Regie nominiert war.

Offenbar ist in Zeiten von Präsident Trump das Problem des Alltagsrassismus’ in den USA so akut geworden, dass ein banaler Genrefilm wie der von Peele plötzlich als hochintelligent und gesellschaftskritisch gilt.

Man fragt sich, welchen Film die Leute da eigentlich glauben gesehen zu haben. Ohne besondere Erwartungshaltung gab ich Peeles neuem, jetzt auf DVD und Blu-ray erschienenen Film „Wir“ (Originaltitel „Us“) noch mal eine Chance, alleine schon, um zu sehen, ob ich den Mann vielleicht doch unterschätzt habe oder ob sich der Regisseur mit seinem zweiten Werk endgültig entzaubern würde.

Eingetreten ist eher Zweiteres, denn Peeles apokalyptischer Horror-Thriller über mysteriöse Doppelgänger leidet unter denselben Symptomen wie viele andere aktuelle Genrefilme, die handwerklich zwar kompetent gemacht sind, über weite Strecken auch interessante Ideen entwickeln können, aber gegen Ende dann zur unbefriedigenden Nullnummer werden, weil den Autoren kein gescheiter Schluss mehr eingefallen ist.

„Wir“ wirkt in dieser Hinsicht wie eine reichlich unausgegorene Mischung aus den Doppelgänger-Motiven von Don Siegels „Die Dämonischen“ und Home Invasion/Slasher-Quatsch à la Bryan Bertinos „The Strangers“.

Mag sein, dass Peele mit „Wir“ ursprünglich einen interessanten psychoanalytischen Ansatz bezüglich des Konflikts zwischen Es, Ich und Über-Ich verfolgte, was aber schnell überlagert wird von unsubtilen, übertrieben blutigen Schockmomenten.