Foto

SUBHUMANS

Crisis Point

2007 erschien mit „Internal Riot“ das letzte Album der britischen Anarcho-Punkband. Auch wenn SUBHUMANS in der Folgezeit immer präsent waren, neue Aufnahmen blieben leider aus. Dieses Jahr gibt es nun gleich zwei neue Veröffentlichungen, beide auf dem US-Label Pirates Press.

Da ist zum einem die Split-7“ mit RESTARTS, zum anderen ihr neues Album „Crisis Point“, das sie gerade auf einer US-Tour vorstellen. Wohl dem, dem es vergönnt ist seine Wut so in Worte und Songs zu fassen wie es SUBHUMANS gelingt.

Schon das schwarz-weiße Coverbild, das eine Industrieanlage zeigt, unterstreicht den Titel „Crisis Point“. Die Welt befindet als solche sich in einer Krise, an einem Wendepunkt. Der „Große Bruder“ zeigt sich heute nicht mehr offen, sondern versteckt sich geschickt hinter der Maske der Biedermänner.

Ein paranoider Überwachungsstaat nennt Fakten Fake News und versucht die totale Kontrolle durch und über das Internet und soziale Medien zu erlangen. Mit dem Kapitalismus als Staatsdoktrin geht der Profit über alles, Umweltverschmutzung und Klimawandel sind nebensächlich, werden in Kauf genommen.

Die, die sich dagegen wehren, werden als „Ökoterroristen“ gebrandmarkt, während die anderen wie die Lemminge sehenden Auges in den Untergang rennen. Der Sound von SUBHUMANS ist punkrockiger geworden, und schon der erste Song „Terrorist in waiting“ ist ein tanzbarer Punkrock-Ohrwurm.

Bei einigen Songs klingen sie eher nach CITIZEN FISH wie bei „Information Gap“, um schon beim nächsten Stück „Atom screen war“ wieder den frühen SUBHUMANS-Punkrock zu spielen. Auch „99 %“ ist so ein Song, eingängig mit einem einprägsamen Refrain und einem deutlichen Text – wir sind 99 Prozent, während das andere eine Prozent den Großteil des Geldes besitzt und die Welt kontrolliert.

„Punk machine“ wendet sich dann auch an die Punkbands, die sich mit billigen Versprechungen vom Business kaufen lassen. Und mit „Thought is free“ beenden sie nicht nur das Album, sondern haben auch den Nachfolger zu „Big brother“ geschrieben.

Auch fast 40 Jahre nach ihrer ersten Gründung wirken die Briten keineswegs altbacken, antiquiert oder gar wie eine der vielen Bands, die nach der Reunion auf ihrem Konzerten nur noch die alten Hits spielen müssen, weil die neuen Songs niemand hören will.

Überhaupt erinnert mich „Crisis Point“ an ihr erstes Album „The Day The Country Died“ – nicht nur musikalisch, sondern auch gerade von dem Gefühl her, das dieses Album bei mir auslöst. Es ist in Musik gefasste Wut, die mir das gute Gefühl gibt, nicht allein zu sein.

„Crisis Point“ ist ein hochpolitisches, ein sehr wütendes Album, ja eines der beeindruckensten Alben seit langem. Und jetzt schon eine der, wenn nicht die Platte des Jahres.