BAD RELIGION

No Substance

Ein schlechtes gutes Album, das die mittlerweile kreuz und quer über die USA verstreut lebenden Herren von BAD RELIGION da zusammengebastelt haben. Denn irgendwie stimmt eigentlich alles, die Songs klingen wie immer, mit 16 davon gibt's viel Ware für's Geld, die Qualität ist altbewährt und lässt sich zehn Meter gegen den Wind von der Masse unterscheiden, und die Texte sind wie immer klug, durchdacht und lehrreich.

Doch dann stellt man sich die Frage, wieso man sich darauf einlässt, einem abgehalfterten Volksfestrocker wie Campino in einem Song ("Raise your voice") Raum zur Profilierung einzuräumen, warum schlaue Menschen wie BAD RELIGION sich darauf einlassen, eine christliche Punkband wie MxPx mit auf Tour zu nehmen - sorry, mit so einem instinktlosen Schritt treten sie die Integrität, die sie sich durch schlaue Texte erarbeitet, mit Füssen.

Naja, und Punkrock im Sinne von gelebtem Chaos, wilder Bierpartys und chaotischer Touren, das sind BAD RELIGION schon seit sechs oder sieben Jahren nicht mehr. Nein, man hat sich mit den verdienten Millionen bürgerliche Existenzen eingerichtet, ist Teil des Rock-Establishments und macht halt zufällig noch gute Musik mit guten Texten - die Macht der Gewohnheit.

Auf dieser Basis, mit all den ungelösten Widersprüchen, bin ich bereit BAD RELIGION zu akzeptieren, höre mit Genuss ihre Platten - aber bitte, mit Punk der authentisch-verschwitzten Sorte hat das halt nichts mehr zu tun.