GUTS PIE EARSHOT

Distorted Wonderland

Passsender hätten GUTS PIE EARSHOT den Titel ihres Albums nicht wählen können: Distorted Wonderland ist nämlich genau das, eine verzerrte, lärmig-nervöse Mischung aus Pop und Punk. Sehr rhythmisch wird mit Keyboard, Cello, Bass und Frauengesang eine eigenständige Crossover-Mixtur angerührt, die gleichermaßen an TROTTEL, 2227, ARCHBISHOP KEBAP und CHUMBAWAMBA erinnert, ohne jedoch direkt wie eine dieser Bands zu klingen.

Angesichts der professionellen Routiniertheit, mit der die Bonner Band vorgeht, wundert es mich schon, daß sie nicht längst entdeckt wurde, aber ich schätze mal, das genau ist es, was die aus einem linken Kontext kommende Bandmitglieder nicht wollen.

Völlig exzellentes Album jedenfalls, kann ich nur jedem ans Herz legen. Anatopia - Musik zu Film ist genau das: Ein Soundtrack zu einem Dokumentarfilm über das Hüttendorf Anatopia, mit dem gegen die mittlerweile in Bau befindliche Mercedes-Benz-Teststrecke in Papenburg protestiert wurde.

Das Dorf existierte zwischen Juni '91 und Januar '95, und seit '93 war ein holländisches Filmteam damit beschäftigt, den Alltag dort zu dokumentieren. GUTS PIE EARSHOT übernahmen die schwierige Aufgabe, anhand einer Rohfassung des Filmes die Hintergrundmusik zu komponieren und einzuspielen, und das Ergebnis kann sich zum einen hören lassen, ist zum anderen aber auch ganz anders als die sonstige GPE-Musik: wesentlich ruhiger und sphärischer und vor allem weitegehend instrumental.

Mit Bildern sicher eine schöne Sache, aber auch ohne die visuelle Komponente funktionieren die Töne.