TORTOISE

Millions Now Living Will Never Die CD

Früher hätten alle gelacht, wenn man eine Band wie TORTOISE ernsthaft gutgefunden hätte: Instrumentaler Esoterikscheiß für benebelte Hippiehirne, oder so ähnlich! Komischerweise findet so etwas plötzlich wirklich jeder legendär, was wohl aus einer allgemeinen Übersättigung als Folge von immer mehr und immer schlechteren Bands herrührt.

Gegen das Heer namenloser Idioten wirken TORTOISE, als wenn sie das Ei des Kolumbus oder den Weg zur Herstellung von Gold entdeckt hätten. Außerdem sind die meisten Mitglieder Teil der reichhaltigen Musikszene Chicagos bzw.

von Bands wie BASTRO, GASTR DEL SOL, 11TH DREAM DAY und THE SEA & CAKE, also nicht Irgendwer. Nach der legendären Gamera"-EP noch eine Steigerung hinzubekommen, war sicherlich nicht leicht, dennoch erfüllt Millions ..." die hohen Erwartungen voll und ganz.

Schon der zwanzigminütige Opener ist ein Geniestreich, aber TORTOISE lassen sich eigentlich nicht mehr in den Dimensionen Zeit und Raum messen. Auch Songtitel sind nur noch Reminiszenzen an unwichtig gewordene altertümliche Kategorisierungen.

Alles fließt, bewegt sich auseinander, um dann doch wieder zu einer Einheit zusammenzuwachsen, wie beim Opener. Der wird von, nach atmosphärischen Störungen klingenden Samples auseinandergerissen, die Platz schaffen für einen komplett anderen Ansatz.

Aus Bruchstücken werden letztendlich immer wieder sinnvolle, harmonische Einheiten, zusammengestellt aus Dub, Jazz, Experimentellem und relativ konventionellen Gitarrenriffs. Nach gut 40 Minuten ist Schluß, wobei man Millions .." aber problemlos in einer Endloschleife hören könnte.

TORTOISE stehen mit diesem Ansatz im Moment allein auf weiter Flur, und mir fällt im Moment einfach nichts vergleichbares ein. Grandios!