BENGUELA

Digital Inability CD

Die Wege, die manche Platten nehmen, sind schon recht seltsam: Tom Dreyer schreibt seit einer Ewigkeit fürs Trust, beruflich führt es ihn bisweilen nach Südafrika, und während man über dieses Land zwar so manches in den Medien erfährt, bekommt man doch nicht mit, dass es da unten an der Südspitze des afrikanischen Kontinents auch eine gar nicht so kleine Musikszene gibt, auch außerhalb des dortigen Afro-Pop-Mainstreams.

Warum? Die Wege sind weit, kulturelle Beziehungen bestehen eher in andere englischsprachige Länder, und sicher interessiert sich hier in Deutschland wohl einfach niemand für südafrikanische Musik - und schon gar nicht, wenn diese nicht ins Weltmusik-Schema passt.

Tom nun stieß in Südafrika auf eine Band namens BENGUELA, sah sie bei einem Festival, besorgte sich die beiden CDs, interviewte die Band fürs Trust (Feb. '02) und schickte mir, da ihm die Band am Herzen liegt, diese, ihre zweite CD.

BENGUELA, das ist auch der Name des kalten Stromes, der an der Küste Südafrikas entlang fließt, und ein Meeresstrom, das ist auch eine gute Beschreibung für die rein instrumentale Musik des Trios aus Kapstadt, das seit fünf Jahren zusammen spielt.

Im Interview erzählen sie, dass sie gerne auf Thrill Jockey wären, daß ein Einfluss unter vielen (die drei sind allesamt exzellente Musiker und nennen auf die Frage nach Einflüssen jede Menge Musiker, von denen ich noch nie gehört habe...) die Chicagoer Post Rock-Szene sei, und so kann ich dieses 13 Titel umfassende Album, dass live eingespielt wurde und auf dem für klassische Rock-Strukturen kein Platz ist, nur jedem ans Herz legen, dessen Plattensammlung zwischen TORTOISE und John Cale, zwischen TALK TALK (warum auch immer die im Interview ständig auftauchen) und Krautrock gut sortiert ist.

Musik zu einem Film, der noch nicht gedreht wurde, ein Film über eine Autofahrt durch endlose, gleichförmige Landschaften, Musik, die wohl durch ihren Verzicht auf Gesang viel assoziativer funktioniert.

Ausprobieren.