SONGS: OHIA

Didnt´ It Rain CD

Lahmer Jammerlappen oder begnadeter Songwriter, das ist hier die Frage. Ohne die Kenntnis der im letzten Jahr von Jason Molina veröffentlichten, sehr guten Live-Platte "Mi Sei Apparso Come Un Fantasmo" würde ich wahrscheinlich zu ersterem tendieren, zumal das beteiligte Label Secretly Canadian ja berühmt-berüchtigt für seine öden Wohnzimmer-Produktionen ist (Die Wiederveröffentlichung des Nikki Sudden-Backkatalogs zählt in diesem Zusammenhang nicht).

Den Großteil der Menschheit wird Molina dennoch mit dieser Platte in den Wahnsinn treiben, denn die Konsequenz, mit der er hier musikalisch vollkommen auf der Stelle tritt, ist schon beachtlich: sieben sich träge dahinschleppende, extrem unrockige Songs, mit minimalen Höhepunkten ausgestattet und "witzigen" Titeln wie "Steve Albini´s Blues" versehen.

Eigentlich müsste einem dieses in Musik gegossene Selbstmitleid schon nach wenigen Minuten auf den Geist gehen, was es letztendlich nicht tut, da Molinas minimalistisches Verständnis von Blues konkret fühlbar ist und einem tatsächlich nahe geht, was schon alleine eine Leistung darstellt.

Bei "Didnt´ It Rain" geht es also vielmehr um die Produktion einer speziellen Stimmung innerhalb eines hochästhetischen Gesamtkunstwerks, bei dem der einzelne Song nicht mehr unbedingt eine Rolle spielt, was bei besagter Live-Platte durchaus ähnlich funktionierte.

Jemand wie Will Oldham wirkt dagegen zwar immer noch wie ein wilder Rock´n´Roll-Gott und die Akustik-Nummern eines Neil Young wie billige Radio-Musik, aber das dürfte einen Jason Molina sowieso wenig interessieren.

Ein musikalischer Stoßseufzer, der in Sachen Intensität sicherlich seinesgleichen sucht.