TAAVI TULEV

Televisor Tuksis CD

Man kennt das ja, Talkshow, vor dem Moderator sitzt ein Pärchen von der Sorte blöd, aber mediengeil und sie trällert „Wir? Wir haben uns im Internetchat kennen gelernt. Tüdelüdellü!" Da möchte man, wenn man nicht gerade mit kotzen beschäftigt ist, beiden (und dem Moderator gleichsam) eins mit dem Knüppel überziehen.

Nun ist es jedoch an mir, zuzugeben, dass ich Taavi eben genau dort kennen gelernt habe, nämlich im Chat einer Musikseite. Irgendwann kam raus, dass ich Platten bespreche und er welche aufnimmt und „wie das so ist, Herr Beckmann, es wurde mehr daraus".

Nun weiß ich nicht (und will es auch nicht wissen, wie es mit unserem Pärchen weitergeht, aber diese Chatbekanntschaft hier, hat sich tatsächlich gelohnt. Tulev, der auch unter dem Namen WOCHTZCHEE, einem gigantischem Riesen, der in den Tiefen des Meeres sein Dasein fristet und der ähnlich dem apokalyptischen Reiter dereinst aus jenen Tiefen steigen wird, so der erschaffene Mythos zum Pseudonym, hat nicht nur das gesamte Album alleine eingespielt, sondern zeichnet sich ebenso alleinverantwortlich für Aufnahme, Mastering bis hin zum Cover Artwork.

Nun bleibt zu erwähnen, dass es sich bei dem Sound ausnahmslos um elektronische Musik handelt. Allen, die aufgrund dieser Aussage abgeschaltet haben, noch einen schönen Tag. Den verbliebenen sei ans Herz gelegt, das computeranimierte Musik mehr als nur Bum Bum Bum sein kann, was Taavi Tulev, der übrigens aus Estland kommt, bestens unter Beweis stellt.

Musik die permanent die Gratwanderung zwischen Wahnsinn und Genialität aufnimmt. Spielzeugkommando trifft Relativitätstheorie, Comicfigürchen auf Acid und die gesamte Belegschaft von „One flew over the cuckoo's nest" auf Freigang.

Im Dezember auf Deutschland- Tour. (58:39) 8/10