DIARIO

Tempo CD/LP

Ob das die Intention der Band war, ist mir nicht bekannt, es lässt sich aber durchaus so sehen. Sieben Tracks und der Bandname DIARIO, das man hier wohl eher nicht im Sinne der Tageszeitung begreifen sollte, sondern als das Tagebuch.

Schnell durchblättern lassen sich die sieben Songs nämlich nicht, vielmehr hört es sich wie eine vertonte Version einer erlebnisreichen Woche an. Sieben Songs, der letzte nennt sich auch noch "ps:, 7 Tage?" Keine Ahnung, möglich wäre es also, und ob der Bandname nun wirklich für das spanische Diario steht, weiß ich auch nicht.

Aber es macht Spaß, sich zur Platte ein Gerüst zu bauen. Vergnügen bereitet es auch, den Leipzigern zuzuhören, wie sie ihre instrumentalen Lieder runterspielen. Natürlich ist der Chicago-Sound auch auf dem neuen Album überpräsent, aber DIARIO bewegen sich auch außerhalb dieses Rahmens sicher.

Mit einer Trompete, die dem Jazz eindeutig nicht abgeneigt ist, hat man Verstärkung bekommen und ist zum Quartett angewachsen. Die Komplexität der Musik ist aber nicht nur deswegen gestiegen, auch die vermehrte Einbringung elektronischer Sounds und Samples macht sich bemerkbar.

Man experimentiert herum und baut sich seine eigene Klangwelt auf, die so kraftvoll wirkt, dass die Musik von DIARIO immer kontinuierlich vorwärts zu fließen scheint. Trotzdem scheint die Zeit stehen zu bleiben und der Alltag verkommt zu einer unwichtigen Randerscheinung.

Kopfhörer auf, hinsetzen und zuhören, wenn DIARIO beweisen, dass auch eine Leipziger Woche spannend und hoch komplex sein kann. (9/10)