CRAMPS

Fiends Of Dope Island CD

Ok, Mad Daddy, ich weiß, es waren harte Zeiten. Sechs lange Jahre der Entbehrlichkeiten, in denen die CRAMPS in ihre Black Leather Lagoon zurückgekrochen sind und fortan in punkto chicken pluckin' goo goo muckin' Funkstille herrschte.

Dabei war man keinesfalls untätig. In einem Alter, in dem andere sich langsam mit dem Gedanken des Vorruhestandes anfreunden, um mehr Zeit darauf verwenden zu können, unbescholtene Bürger an der Käsetheke im Supermarkt nerven zu können, haben die CRAMPS kurzerhand ihr eigenes Vengeance Label aus der Taufe gehoben, um sämtliche Vinyl-Pretiosen der 28-jährigen Schaffensphase für die infolge Spätgeburt Gelackmeierten zu erhalten.

Hoch waren daher meine Erwartungen bei Ankündigung der Rückkehr der "Fiends of Dope Island" und auch wenn es wiederholter Durchläufe bedurfte, ruft einem dieses Album unweigerlich ins Bewusstsein, dass der Rock'n'Roll die CRAMPS mindestens so dringend benötigt wie die CRAMPS den Rock'n'Roll und sechs Jahre Askese daher eine viel zu lange Zeit sind.

Vielleicht hatte ich anfänglich darauf spekuliert, dass hier mit ungebremster "She God Shanghai, Surfin' bird n' fur pie, see God n' hang five, Papa oo mow oo my"-Fulminanz von vorne bis hinten der Heuwagen abgefackelt würde.

Aber wenn man sich erst mal vergegenwärtigt hat, dass Songs wie "Human Fly" und "Can your pussy do the dog?" nur alle 30 Jahre geschrieben werden, dann wird man schnell feststellen, dass auch dieses Album alles bietet, was die CRAMPS auszeichnet.

Angefangen von der kurzen Ehrerbietung an den Gehörnten und Gehuften, über mächtig stompende Monster wie "Big Black Witchcraft", "Dr. Fucker M.D." und "Elvis Fuckin' Christ", laszive loin locker wie "Hang up", "Oowee Baby" und "Taboo" bis hin zu Link Wray-ismen à la "Color me black", allesamt geadelt durch die unnachahmliche Lingo des größten Rock'n'Roll-Poeten der Gegenwart.

Man kann die CRAMPS nicht hoch genug dafür preisen, dass sie Amerika in den 70ern, als man dort gerade damit beschäftigt war, sich die Gehörgänge mit LED ZEPPELIN und THE GRATEFUL DEAD zu verstümmeln, die Kulturschätze unlängst abgelaufener Dekaden wieder ins Bewusstsein gerufen haben.

Bedank dich also artig, wenn du das nächstemal deine Rock'n'Roll Orgy-, Stompin'- und Desperate R'n'R-Comps auflegst. Mögen Ivy und Lux auch dreimal so alt sein wie du, sie verfügen immer noch über hundertmal mehr Groove als deine stinkende Straight-Edge-Band.

(44:52)