V.A.

Rocketdog Sessions CD

Oha! Die sog. "Benelux-Szene" präsentiert sich hier auf diesem doch recht schmucklos gestalteten Sampler, der zudem in beinahe unverschämter Weise mit Infos über die 21 Bands geizt, so dass ich mich - nur um hier mit Fachwissen prahlen zu können - durch Kataloge, ältere Ox-Ausgaben und das weite weite Web forsten muss.

Dafür aber hat Roulette's Records aus Holland einen ordentlichen Packen mehr oder minder bekannter Gruppen draufgepackt, welche eins gemeinsam haben: Alle waren sie Gäste im Rocketdog Studio und belegen dies mit jeweils einem Song.

Manches ist exklusiv, anderes ist bereits schon auf anderen Labels veröffentlicht worden. Die stilistische Palette mit fliessenden Übergängen reicht von Pop-Punk über Garage bis hin zum Punk'n'Roll, wobei die letztgenannte Hot-Rod/Hi-Octane-Fraktion deutlich überrepräsentiert ist.

Die BERSERKERZ, 69 CHARGER, NITWITZ, DUMBELL und WISEGUYS treten natürlich fest auf's Gaspedal und halten sich beim Gemache auf dicke Hose nicht zurück, die RAGIN' HORMONES und DR. DICK haben viel ZEKE gehört und walzen dementsprechend alles mit viel Speed nieder, aber auch die COLLYWOBBLES wissen, wie man auf dem Verzerrer den Gain-Regler nach rechts dreht.

Hey, das wüste EL GUAPO STUNTTEAM ist mit dabei und im Gegensatz zu ihren unglaublichen Shows inklusive Tänzerin und Anzünden der Band auf der Bühne haben sie es mittlerweile sogar gelernt, ihre Songs ansatzweise zu koordinieren.

LO-LITE lärmen spartanisch nur zu zweit, die STILETTOS mögen scheinbar die OBLIVIANS und die Blues-Harp, die LOS LOOCHES bestechen mit einer tollen Orgel und klingen wie eine nicht ganz so kranke Version der NECESSARY EVILS, aber auch den SKIDMARKS, den BEYOND LICKIN' und den THE B-SHARPS kann man mangelden Enthusiasmus nicht vorwerfen.

Eingängiger - aber nicht glatter - wird es in der Pop-Punkrock-Sparte. Die ASSBERRIES und die PREDNISONS spielen zwar schön flott, catchy und melodisch, sind aber eher in der 2.Liga beheimatet und setzen nicht sonderliche Akzente.

Hervorzuheben sind zum einen die WIMPS, die mit "Bossanova Baby" einen netten Shaker ablegen, aber auch die APERS animieren mich, mir mal ihre Platten zu Gemüte zu führen. Mein persönliches Highlight kommt aber von den tollen LULABELLES, einem Girl-Punk-Vierer aus Holland.

Als Vergleich fallen mir spontan frühe DONNAS ein, aber natürlich auch die charmanten BOONARAAAS. Also: Wenn du Labels wie z.B. Sounds of Subterrania magst und auf Rock stehst, der vor Motorenöl nur so trieft, dann kommst du mit den "Rocketdog Sessions" wohl gut klar.

Auch Freunde von Stardumb Records werden nicht enttäuscht. Mehr aber auch nicht. Die Idee mit dem labelübergreifenden Sampler zum Studio finde ich an sich sehr gut, aber: Rocketdog ist nicht Ghetto Recorder oder mit den Toe-Rag Studios vergleichbar.

Und für das uninspirierte Artwork und das schäbige Booklet gibt's ‚nen Punkt Abzug! (51:56) (5/10)