GUN CLUB

Fire Of Love LP

In Ox #51 wurde GUN CLUB bereits mit einer ausführliche Retrospektive gewürdigt, und da ist es ein passender Zufall, dass just jetzt via Munster das erste, 1981 auf Slash/Rhino erschienene Album der Band um Jeffrey Lee Pierce neu aufgelegt wurde, im sorgsam reproduzierten Original-Artwork und in dickem 220 Gramm-Vinyl.

Als ich seinerzeit mit dem komisch zusammengestellten '85er Album "Two Sides Of The Beast" auf Pierce aufmerksam wurde, war mein Instant-Hit das brachiale "Walking with the beast", vom zweiten Album "Miami", und erst später stieß ich auf "Fire Of Love", das mit dem Klassiker "Sex beat" eröffnet" und dann mit Track 4 "She is like heroin to me" die Katze aus dem Sack lässt: GUN CLUB, das war und ist essentieller, jugendgefährdender Rock'n'Roll, der gerne auch mal als "Blues Punk" rubriziert wird, Musik der Sorte "Ich habe nur meine Gitarre und den Alkohol", Stoff, der gerne romantisiert wird, aber eigentlich nicht dazu taugt - vor allem nicht angesichts des Schicksals von Pierce, der sich 1996 (die Linernotes schreiben 1995, uiuiui!) kaputtgerocknrollt hat.

Und was gibt es uncooleres als tote Helden? Eben. Hier aber war die Welt noch in Ordnung, Pierce ein Jüngling Anfang 20, Ex-Präsident des BLONDIE-Fanclubs, der aber so kompetent den erfahrenen Rock'n'Roller gab, wie man das heute nur Typen jenseits der 40 abnimmt und der in diesem zarten Alter schon verstanden hatte, was an US-amerikanischer Musikgeschichte relevant ist, etwa Robert Johnson, dessen "Preaching the blues" ebenso gecovert wird wie Tommy Johnsons "Cool drink of water".

Und die CRAMPS, deren Poison Ivy er und Kid in "For the love of Ivy" huldigt, und das hier enthalten ist, weil? obwohl? sein früher GUN CLUB-Mitstreiter Kid Congo Powers noch vor dem ersten Album zu denen übergelaufen war.

Wenn weißer Blues, dann so, und dazu den Spätsiebziger LA-Punkrock als Basis - GUN CLUB wurden von Jeffrey Lee Pierce über die nächsten 15 Jahre noch mehrfach neu erfunden, doch die Unbekümmertheit eines Debüts erreicht er nie wieder.

Deshalb ist "Fire Of Love", zusammen mit dem Nachfolger "Miami", absolut essentiell. (10/10)