BEAUTY PILL

The Unsustainable Lifestyle LP/CD

Dischord als das Label, das einst seinen Ausgangspunkt in der Proto-Hardcore-Band MINOR THREAT hatte, ist in BEAUTY PILL, der neuesten Veröffentlichung des Ausnahmelabels, eigentlich nicht mehr zu erkennen.

Denn mit Hardcore und Punkrock hat die natürlich aus Washington D.C. stammende Formation zumindest musikalisch nichts mehr zu tun, um so mehr jedoch mit wunderschönem, mal mit weiblichem, mal mit männlichem Gesang ausgestattetem Gitarrenpop der zarteren Sorte sowie dem einen oder anderen potentiellen Hit, wobei man realistischerweise sagen muss, dass es wohl bei "potentiell" bleiben wird.

Schade auch, denn wie die famosen El GUAPO hätten es auch BEAUTY PILL verdient, eine ganze Menge mehr Aufmerksamkeit zu erfahren. Wie nicht anders zu erwarten sind BEAUTY PILL keine Band, die aus dem Nichts kommt, sondern rekrutieren sich zumindest teilweise aus alten Dischord-Bekannten: Chad Clark und Abram Goodrich, die beiden Songwriter der 1998 aufgelösten SMART WENT CRAZY, gründeten 1999 mit BEAUTY PILL eine neue Band, überzeugten ihre alte Freundin Joanne Gholl, es mit ihnen zu versuchen und konnten Ryan Nelson von THE MOST SECRET METHOD als Drummer gewinnen.

Eine Single wurde auf Desoto veröffentlicht, Abram und Joanne stiegen aus, mit Rachel Burke wurde eine neue Sängerin gefunden, mit Drew und Basla holte man sich Gitarrist und Basser dazu und hatte die Fünfer-Besetzung komplett.

In dieser Besetzung wurde dann in vier verschiedenen Sessions 2002 und 2003 dieses Album eingespielt - ein langer, verschlungener Weg, den man dieser Platte in ihrer Vielfältigkeit auch anhört: Im einen Moment wie bei meinem Favoriten "Such large portions!" ist man nah dran am klassischen Indierock, beim vorhergehenden "Won't you be mine" arbeitet man mit einem HipHop-Beat, und einen Song weiter gibt's zarten, sweeten STEREOLAB-Space-Pop.

Doch bei aller Abwechslung wirkt das Album nie zerrissen oder unschlüssig, sondern ist der Stoff, aus dem Geheimtipps abseits des Mainstreams gemacht sind - und ein Grund, all jenen Releases unter dem Label Dischord weiterhin blind zu vertrauen.

(49:44) (08/10)